Flugzeuge:Modell Merz

Erdoğans Regierungsmaschine ist ein Palast mit Flügeln. Angela Merkel reist viel bescheidener - oder gar nicht.

Von Stefan Kornelius

Recep Tayyip Erdoğan hat sich gerade in seinem neuen Regierungsflugzeug fotografieren lassen, das der Präsidentenresidenz in Ankara nachempfunden ist. Dicke Teppiche, Lüster, tiefe Sessel - ein Palast mit Flügeln. Überhaupt hat die Türkei ein gutes Gespür für Statussymbole der Luftfahrt: Vor einiger Zeit wurden in Istanbul bei einem der großen Staatengipfel die Flugzeuge der Gäste demonstrativ der Größe nach aufgestellt - von der Air Force One bis zur zweimotorigen Propellermaschine aus Mazedonien. Da wusste jeder, wo er hingehört.

Für derartige Machtdemonstrationen ist die bescheidene deutsche Politik glücklicherweise nicht anfällig. Zunehmend anfällig ist sie aber für Demonstration ihrer Ohnmacht, besonders in der Aviatik. Mal raucht es in der Kabine, dann tauchen Mäuse in der Verkleidung auf, Triebwerke lassen sich nicht starten. Die Kanzlerin fliegt dann mit dem Truppentransporter, der Bundespräsident wartet im Biergarten auf die Reparatur, Minister buchen Linie. Und wenn die Maschine wieder startklar ist, wie nun auf dem Weg nach Buenos Aires, fehlt die Besatzung - Arbeitszeit überschritten.

Die Luftwaffe trifft keine Schuld, ihre Ausfallquote ist gering, aber sie verfügt eben auch über eine geringe Zahl von Maschinen und Mannschaften, um die bescheidenen Politiker wenigstens ans Ziel zu bringen. Zur Lösung des Problems bieten sich zwei Modelle an: Kurz oder Merz. Der österreichische Kanzler fliegt prinzipiell Linie. Der CDU-Bewerber und Kanzleraspirant würde seine Maschine selbst mitbringen.

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