Flugschreiber:An Bord

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Mal sind es scheue Nagetiere, mal gibt es einen dumpfen Schlag, mal streiken die Turbinen. Auf Reisen mit Politikern haben SZ-Korrespondenten schon allerlei kuriose Geschichten erlebt. Eine Auswahl.

Eine streikende Turbine

Schon kurz nach dem Start der Regierungsmaschine Theodor Heuss in Gaborone meldet sich der Flugzeugkapitän bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seinem Tross. "Wenn Sie immer schon einmal an Bord eines Flugzeugs klatschen wollten, wäre jetzt der richtige Augenblick." Erst gut eine Woche ist das her. Bereits am Vortag in Südafrika hatte das Triebwerk des Airbus' gestreikt, es ließ sich aus dem Cockpit nicht starten. Aber von außen gelang es dann. Unglücklicherweise habe es nun aber in ganz Botswana kein Gerät für den Fremdstart der Turbine gegeben. Das musste erst über Nacht aus Johannesburg nach Gaborone geschafft werden, und dummerweise war dabei auch der Zoll zu überwinden. Keine Stunde vor dem Abflug aus Botswana traf das Gerät ein. Ein bisschen Verspätung gab es dann doch, Grund: ein Gewitter über Afrika. Michael Bauchmüller

Ein dumpfer Schlag

Anfang des Jahrtausends, der deutsche Außenminister heißt noch Joschka Fischer. Wir fliegen zurück von einer mehrtägigen Asienreise. Die Route: Von Singapur nach Berlin. Planmäßiger Zwischenstopp mitten in der Nacht in Male auf den Malediven. Nach etwa einer Stunde heißt es: wieder einsteigen. Es ist sehr heiß, draußen dampft die schwüle Luft, im Flugzeug läuft die Klimaanlage auf vollen Touren. Als alle wieder drin sind, hört man einen kurzen dumpfen Schlag, das Licht geht aus und die Klimaanlage auch. Der Strom ist weg, warum auch immer. Nach kurzer Zeit funktioniert die Ersatzversorgung. Die Besatzung sagt: Die Fluginstrumente haben eine unabhängige Stromversorgung. Na hoffentlich, denkt man - und zwar acht Stunden lang, bis die Maschine endlich in Berlin landet. Nico Fried

Ein Nager an Bord

War es eine Maus? Ein Marder? Gar eine Ratte? Jedenfalls entdeckte die Crew der Konrad Adenauer an einem Samstagmorgen im Oktober 2018, als sie die extra wegen der Erdbebengefahr auf einer Nachbarinsel von Bali geparkte Regierungsmaschine zum Rückflug nach Deutschland vorbereiten wollte, ein durch die Gänge flitzendes Nagetier. Augenzeugenberichten zufolge verschwand das Tier in der Verkleidung und ward zunächst nicht mehr gesehen. Dafür fand die Crew angeknabberte Kabel. Die Konrad Adenauer wurde für fluguntauglich erklärt und musste auf einer Insel im Indischen Ozean zurückbleiben, während Finanzminister Olaf Scholz und ranghohe Delegationsmitglieder umgehend umdisponierten - und den Rest der Delegation in der Aufregung zurückließen. Es ist übrigens bis heute nicht klar, ob der Nager ein indonesischer war oder schon von Berlin aus mitgeflogen ist. Cerstin Gammelin

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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