Flughafen Berlin:Mit der Katastrophe leben

Warum der BER jetzt tapfer fertig gebaut werden muss.

Von Jens Schneider

Dies ist die nächste Einladung, ätzende Berlin-Witze zu machen. Auf der Baustelle des Hauptstadtflughafens müssen Wände wieder eingerissen werden, weil sie falsch gebaut wurden. Dufte, immerhin ein Anfang! So spotten nun jene, die meinen, dass die ewige Baustelle ohnehin nicht zu retten sei und den Abriss fordern. Angesichts vieler Hiobsbotschaften hat die Idee Konjunktur. Doch sie hilft Berlin so wenig wie zuvor die Nonchalance, mit der Verantwortliche wie Klaus Wowereit als Aufsichtsratschef behaupteten, alles im Griff zu haben.

Sein Nachfolger Michael Müller bezeichnete die Baustelle vor Monaten treffend als Katastrophe, die man in den Griff bekommen müsse. Genau darum geht es: Man muss mit dem Irrsinn dieser Baustelle leben. Die Bauleute versichern, dass der Flughafen zu Ende gebaut werden kann. Sie kamen zuletzt sogar voran, wenn auch weniger als erhofft. Nun muss es das Ziel sein, aus den Trümmern der Katastrophe Schritt für Schritt einen passabel funktionierenden Flughafen zu schaffen - im Wissen darum, dass auf dem Weg noch einige peinliche Entdeckungen warten.

Ob man den Eröffnungstermin im Herbst 2017 halten kann, wird da fast zur Nebensache. Für Müller wird die erste große Bewährungsprobe als Regierender Bürgermeister darin liegen, diesen Prozess mit jener Nüchternheit zu managen, die ihn im neuen Amt bisher auszeichnete.

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