Flughafen Berlin Brandenburg:Architekt erhebt schwere Vorwürfe

Landtags-Sondersitzung zum Flughafen BER

Dauerbaustelle Flughafen: Jetzt übt der frühere Architekt harsche Kritik an der Fluhafenbetreibergesellschaft.

(Foto: dpa)

Täuschung, Halbwahrheiten und unrealistische Vorgaben: Der frühere Architekt des Hauptstadtflughafens macht die Betreibergesellschaft für das Baustellen-Debakel verantwortlich. Nun haben die neuerlichen Verzögerungen Klaus Wowereit arg ins Wanken gebracht, doch ein anderer Politiker wusste womöglich noch früher darüber Bescheid.

Der frühere Architekt des Hauptstadtflughafens BER, Meinhard von Gerkan, macht die Berliner Flughafengesellschaft für die mehrfach verschobene Eröffnung verantwortlich. Deren Arbeit habe sich als "großangelegte Täuschung herausgestellt", zitiert das Nachrichtenmagazin Spiegel aus einem Schriftsatz von Gerkans Anwälten. Die Manager hätten mit ständigen Umbauwünschen den Bauablauf "regelrecht zerschossen". Auch hätten sie ihrem eigenen Aufsichtsrat und der Öffentlichkeit suggeriert, dass der Terminal "pünktlich und innerhalb des Wunschbudgets fertig werden könne".

Demnach gab es bis Mai vergangenen Jahres insgesamt 286 Planänderungsanträge. So hätten Flächen für Check-In-Schalter reduziert werden müssen, um einen Shop nach der Sicherheitskontrolle auszubauen. Spätestens seit 2008 habe die Flughafengesellschaft mit "Halbwahrheiten und unrealistischen Vorgaben" gearbeitet, heißt es in der Klageerwiderung des mittlerweile gekündigten Architekten.

Auch der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) macht Anfangsfehler für das aktuelle Chaos verantwortlich. "Der neue Flughafen ist von vornherein zu klein und zu wenig in den Details geplant worden", sagte er dem Magazin Focus.

Wusste Ramsauer schon früher von Verzögerungen?

Unterdessen gibt es dem Bericht des Spiegel zufolge Hinweise, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) womöglich schon deutlich vor Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) über die bevorstehende erneute Verschiebung der Flughafen-Eröffnung informiert war. Bereits am 19. Dezember, drei Wochen vor der offiziellen Absage des Starttermins, soll der Technikchef der Flughafengesellschaft, Horst Amann, Ramsauer persönlich über Terminprobleme unterrichtet haben.

Sowohl Amann als auch ein Sprecher Ramsauers bestätigten das Treffen. "Natürlich haben wir über den Stand des Projekts gesprochen, über was denn sonst", sagte Amann auf Anfrage des Spiegel. Wenige Tage nach der Zusammenkunft stellte Ramsauer in einem Interview als erster Verantwortlicher den geplanten Airport- Start konkret in Frage und löste damit in Berlin und Brandenburg Verwunderung aus.

In der Bild am Sonntag bezweifelte der Bundesverkehrsminister erneut, dass der neue Großflughafen im Jahr 2014 eröffnet werden kann. "Es wäre völlig vermessen und verantwortungslos, jetzt schon einen neuen Termin für eine Inbetriebnahme zu nennen", sagte Ramsauer. Es müssten jetzt planerisch viele Veränderungen erfasst und umgesetzt werden. Zum Eröffnungstermin sagte er: "Am Ende kann 2014 rauskommen, genauso aber ein anderes Datum."

Zu klein für die Zukunft

Ramsauer sprach sich dafür aus, die durch Bauverzögerungen gewonnene Zeit zu nutzen, um den Flughafen noch vor der Eröffnung zu erweitern. In Tegel und Schönefeld gebe es jetzt schon rund 25 Millionen Passagiere im Jahr, der BER könne 27 Millionen bewältigen. "Man könnte die Zeit jetzt nutzen, um die Terminalerweiterung gleich mit anzupacken - und auch die Nordbahn zu sanieren."

Erst am Samstag überstand Wowereit ein Misstrauensvotum. In einer Sondersitzung des Parlaments stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten für ihn, der bisherige Aufsichtsratschef der Flughafengeselleschaft erhielt sogar eine Stimme aus der Opposition. Wirklich sicher darf sich Berlins Regierender Bürgermeister in seinem Amt aber künftig wohl trotzdem nicht mehr fühlen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: