Süddeutsche Zeitung

Flug MH17:Separatisten übergeben Blackboxes

+++ Malaysische Experten erhalten Flugschreiber +++ Separatisten verkünden Waffenruhe rund um Absturzstelle +++ UN-Sicherheitsrat fordert unabhängige Untersuchung des Unglücks +++

  • Prorussische Separatisten übergeben malaysischer Delegation die beiden Flugschreiber des in der Region Donezk verunglückten Fluges MH17.
  • Separatistenführer Borodaj verkündet Waffenruhe rund um Absturzstelle.
  • Der UN-Sicherheitsrat fordert einstimmig eine unabhängige Untersuchung des mutmaßlichen Abschusses des Passagierflugzeugs von Malaysia Airlines.

Malaysische Delegation erhält Flugschreiber

Die Flugschreiber des abgestürzten Passagierflugzeugs sind in malaysischen Händen. Nach mehrstündigen Verhandlungen übergaben kurz nach Mitternacht mitteleuropäischer Zeit die prorussischen Separatisten die Blackboxes einer malaysischen Delegation.

Der selbsternannte Ministerpräsident der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region Donezk, Alexander Borodaj, sagte, die Untersuchung werde "die Wahrheit ans Licht bringen". Der malaysischen Delegation zufolge sind die Blackboxes dem ersten Eindruck nach intakt. Bei der Übergabe waren auch niederländische Experten anwesend.

Separatisten verkünden Waffenruhe

Der prorussische Rebellenführer Alexander Borodaj hat bekanntgegeben, dass im Umkreis von zehn Kilometern rund um die Absturzstelle nun eine Waffenruhe gelte. Damit erfüllten die Separatisten Forderungen einer zuvor einstimmig verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrats, die verlangte, umgehend alle militärischen Aktivitäten in der Gegend einzustellen. Die Separatisten wurden aufgerufen, den internationalen Ermittlern freien Zugang zur Absturzstelle zu gewähren. Bislang herrschten an dem von bewaffneten Rebellen abgeschirmten Ort chaotische Zustände.

Die von Australien eingebrachte Resolution fordert "alle Staaten und Akteure der Region" auf, umfassend bei einer "vollständigen, eingehenden und unabhängigen internationalen Untersuchung" zusammenzuarbeiten. Zudem hatten die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, darunter auch Russland, gefordert, die Verantwortlichen für den Absturz des Fluges MH17 zur Rechenschaft zu ziehen.

Leichen werden abtransportiert

Der Zug mit den Leichen von Insassen des mutmaßlich abgeschossenen Flugs MH17 hat den von Separatisten kontrollierten Bahnhof in der Ostukraine am Abend verlassen. Behördenvertreter sagten, der Zug fahre von Tores nach Charkow, damit die Leichen dort von internationalen Experten untersucht werden könnten.

Zuvor waren niederländische Forensiker vor Ort eingetroffen. Sie sollen die Opfer des Flugzeugabsturzes identifizieren, bei dem die 298 Insassen des Fluges ums Leben kamen. Außerdem sollen noch 14 ausländische Luftfahrt-Experten die Untersuchung des Absturzes unterstützen. Die ukrainische Regierung ist bereit, die Leitung der Absturzermittlungen den Niederländern zu überlassen.

Moskau: Ukrainischer Kampfjet war in der Nähe von MH17

Russland geht mit eigenen Ermittlungsergebnissen in die Offensive. Der russische Generalstab präsentierte Satellitenaufnahmen und Karten mit Flugbahnaufzeichnungen vom Absturztag. Das Militär forderte die Ukraine auf, Auskunft über einen Kampfjet zu geben, der sich der Unglücksmaschine genähert haben soll. Nach Angaben des russischen Militärs näherte sich ein Abfangjäger vom Typ Suchoi Su-25 der Malaysia-Airlines-Boeing am Donnerstag bis auf fünf Kilometer.

Ein solcher Kampfjet sei in der Regel mit Luft-Luft-Raketen bewaffnet, die auf diese Entfernung ein Ziel hundertprozentig zerstören könnten, sagte Generalleutnant Andrej Kartopolow vom russischen Generalstab. Kiew müsse auch die Gründe für die Stationierung des Flugabwehrsystems Buk im Separatistengebiet erklären, da die Aufständischen nicht über Flugzeuge verfügten. Kartopolow rief die Amerikaner auf, eigenes Kartenmaterial vom Absturztag zu veröffentlichen.

Linktipps:

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2055968
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/joba/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.