Vier Wochen nach dem verheerenden Brand in einer von Ukrainerinnen bewohnten Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf bei Wismar ist ein Tatverdächtiger gefasst worden, das teilte die Schweriner Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Es handelt sich demnach um einen langjährigen freiwilligen Feuerwehrmann aus der Region, dem noch drei weitere Brände zur Last gelegt werden.
Nur eine Woche zuvor war in einem benachbarten Ortsteil ein unbewohntes, ebenfalls reetgedecktes Haus in Brand gesteckt worden. Auch Strohballen und Waldflächen waren in Flammen aufgegangen. Der Verdächtige bestreitet diese und weitere Taten, dennoch sei Haftbefehl erlassen worden. Einen politischen Hintergrund schließen die Ermittler aus. Wenige Tage vor dem Brand war ein Hakenkreuz auf ein Schild vor der Unterkunft geschmiert worden. Der Vorfall steht nach den jüngsten Ermittlungsergebnissen wohl nicht in Zusammenhang mit dem Brand.
Verdächtiger soll beim Löschen geholfen haben
Die Unterkunft in Groß Strömkendorf war in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober fast vollständig niedergebrannt. Die 14 Bewohner und drei Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes konnten sich unverletzt aus dem Gebäude retten. Der Tatverdächtige soll beim Löschen mitgeholfen haben. Den Sachschaden schätzte die Polizei nach ersten Ermittlungen auf eine höhere sechsstellige Summe.
Das "Schäfereck" war viele Jahre ein bekanntes Hotel im Umland von Wismar. Als es wegen der Pandemie schließen musste, pachtete der Landkreis das Gebäude, um Geflüchtete unterzubringen. Der Leiter der Unterkunft, selber 2004 aus der Ukraine nach Wismar gekommen, hatte von einer sehr guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde berichtet. Man habe viel Hilfsbereitschaft erfahren und sich stets willkommen gefühlt. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) hatte vor Spekulationen und voreiligen Schlüssen gewarnt.
Viele Politiker drückten ihre Bestürzung aus
Unmittelbar nach dem Brand drückten zahlreiche Politiker ihre Bestürzung aus. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken warf "konservativen Politikern" vor, Hass gegen Geflüchtete zu bedienen und damit den Boden "auch für solch kriminelle Taten" zu bereiten.
In den vergangenen Wochen und Monaten hat es wiederholt Brände in Unterkünften für Geflüchtete gegeben. In Bautzen warfen Unbekannte die Fenster eines ehemaligen Hotels ein und legten Feuer. Im Leipziger Stadtteil Grünau schleuderten Täter einen Brandsatz gegen die Eingangstür einer Kita für ukrainische Kinder.
Anfang November warnten Opferberatungsstellen vor einer Zunahme rassistischer Gewalt und forderten einen besseren Schutz für Flüchtlingsunterkünfte. Die ostdeutschen Innenminister kündigten bei einem Treffen in Erfurt an, ein Expertennetzwerk knüpfen zu wollen, um das Problem Rechtsextremismus "an der Wurzel zu packen."