Süddeutsche Zeitung

Flüchtlingslager Nizip:Merkel in der Türkei: Begegnung durch die Smartphone-Linse

Unter enormen Sicherheitsvorkehrungen besucht die Kanzlerin mit einer EU-Delegation ein Flüchtlingslager an der syrischen Grenze. Ihr Besuch ist perfekt vorbereitet.

Die EU holt syrische Flüchtlinge auf legalem Weg aus der Türkei - für jeden Migranten, den das Land aus Griechenland zurücknimmt. Das ist die Abmachung. Ob diese syrischen Kinder auch bald in ein Flugzeug Richtung Europa steigen dürfen? Sie drängen sich am Samstag an den Zaun des Flüchtlingslagers Nizip, wo hoher Besuch erwartet wird, aus jenem fernen Europa.

Bundeskanzlerin Merkel flog in der Türkei, um sich gemeinsam mit EU-Ratspräsident Donald Tusk und dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, über die Umsetzung der Flüchtlingsvereinbarung ein Bild zu machen. Am frühen Nachmittag landete ihre Maschine in Gaziantep.

Auf dem Flughafen nahe der syrischen Grenze wurde die Kanzlerin von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu empfangen. Vor ihrer Reise hatte Merkel angekündigt, mit Davutoglu auch über Probleme mit Menschenrechten und der Pressefreiheit in der Türkei sprechen zu wollen.

Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen fuhren Merkel, Davutoglu, Tusk und Timmermans zum Flüchtlingslager Nizip I. Dort leben etwa 10 000 der rund 2,7 Millionen syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge in der Türkei. Merkel verteidigt das umstrittene Abkommen: "Es ist absolut richtig und wichtig und hilft uns, mit unserem Nachbarn die eigene Außengrenze des Schengenraums zu schützen."

Angekommen am Flüchtlingslager, wurden die Politiker von Flüchtlingskindern begrüßt.

Mädchen in traditioneller syrischer Tracht überreichten ihr Blumen. Kritiker monieren, das Lager in Nizip sei eine Vorzeige-Einrichtung. Die EU-Vertreter sollten besser die Zehntausenden Flüchtlinge besuchen, die auf der syrischen Seite der Grenze auf eine Einreisemöglichkeit in die Türkei warten.

Zum Besuchsprogramm gehörte auch ein Fototermin in einer Kindergartengruppe des Lagers. Am Wochenende wird in Nizip ein von der EU finanziertes Zentrum für Flüchtlingskinder eröffnet, wo diese unter anderem psychologische Hilfe erhalten.

Alle zücken ihre Smartphone, Offizielle fotografieren Flüchtlinge, Flüchtlinge fotografieren Politiker, Fotografen fotografieren die Begegnung: Während des Besuchs kam es zu Szenen, die fast ein bisschen bizarr anmuten.

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