Flüchtlingskrise:Ungarns Polizei stoppt Zug mit Flüchtlingen

Lesezeit: 2 Min.

  • Die ungarische Polizei öffnet den Ostbahnhof in Budapest für Flüchtlinge. Hunderte Menschen drängen in wartende Züge.
  • Ein Zug, der auf direkten Weg an die österreichische Grenze fahren sollte, hielt kurz nach der Abfahrt wieder.
  • Die Flüchtlinge befürchten, dass sie in ein Flüchtlingslager gebracht werden.

Erster Waggon des Zugs geräumt

Ungarische Polizisten haben im Budapester Vorort Bicske einen Zug Richtung Sopron an der österreichischen Grenze gestoppt. Flüchtlinge schlugen gegen die Fenster und riefen "Kein Lager, kein Lager", wie ein Reuters-Reporter beobachtete. Etwa 50 Polizisten standen entlang des Zuges. Ein Waggon wurde von der Polizei geräumt.

Einem Bericht der amtlichen ungarischen Nachrichtenagentur MTI zufolge warteten etwa 20 Busse und Dolmetscher auf die Menschen, um sie in ein naheliegendes Camp zu bringen. In Bicske gibt es ein Auffanglager für Flüchtlinge. Viele Flüchtlinge weigern sich aus dem Zug auszusteigen. Wer bereits draußen auf dem Bahnsteig steht, wehrt sich verzweifelt gegen den Abtransport:

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Die Polizei forderte Journalisten auf, den Bahnhof zu verlassen. Wie ein Korrespondent der österreichischen Zeitung Standard berichtet, werden Helfer, die Nahrungsmittel bringen, nicht zu den Flüchtlingen vorgelassen. Derzeit ist unklar, wie es weiter geht.

Der Zug mit zwischen 200 und 3000 Flüchtlinge an Bord war am Vormittag vom Keleti-Bahnhof in Budapest in Richtung der Grenze zu Österreich abgefahren. Auf Anzeigetafeln am Gleis hieß es, er werde während der Fahrt getrennt: Drei Waggons sollten nach Szombathely und der Rest nach Sopron fahren. Beide Städte liegen an der westlichen Grenze Ungarns zu Österreich.

Der ungarische Staatssekretär für bilaterale EU-Beziehungen, Gergely Pröhle, hatte zuvor im ORF-Radio gesagt, die Flüchtlinge würden registriert und dürften dann "natürlich weiterfahren". "Dort" solle entschieden werden, ob sie längerfristig ein Bleiberecht bekommen oder nicht. Die ungarische Regierung glaube nicht, dass die Flüchtlinge aufgrund des Dublin-Abkommens zurückgeschickt würden.

München bereitet sich auf Ankunft von Flüchtlingen vor

Die Behörden in der bayerischen Hauptstadt bereiten sich auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge vor. Man sei "im Stand-by-Modus", sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Eine Prognose, ob tatsächlich wieder so viele Flüchtlinge ankommen wie Anfang der Woche, könne man aber nicht abgeben.

In München sei man jedenfalls "bestens vorbereitet", sagte der Sprecher weiter. Die Polizei sei mit Unterstützungskräften am Hauptbahnhof. Auch die medizinischen Kräfte sowie Vertreter der Regierung von Oberbayern und der Stadt München seien gerüstet für den Fall, erneut eine große Zahl von Flüchtlingen zu versorgen und in Unterkünfte in ganz Bayern zu bringen.

Außerdem seien immer noch freiwillige Helfer am Hauptbahnhof, die sich um die Spenden wie Getränke, Essen und Hygiene-Artikel kümmerten, sagte der Polizeisprecher. Sollten wieder Tausende Flüchtlinge ankommen wie am Montag und Dienstag, gebe es auch wieder einen Aufruf an weitere freiwillige Helfer.

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Die ungarischen Behörden hatten am Montag überraschend Tausenden Migranten erlaubt, in Züge Richtung Österreich und Deutschland zu steigen, am Dienstagvormittag aber den Budapester Keleti-Bahnhof für Reisende ohne gültiges EU-Visum gesperrt. Seither saßen an dem Bahnhof etwa 2000 Flüchtlinge fest.

Ein Abgeordneter der ungarischen Regierungspartei sagte, das Parlament könne noch in dieser Woche die meisten der geplanten Gesetzesänderungen zur Begrenzung des Flüchtlingszustroms verabschieden. Ziel sei es, die Zahl der illegalen Grenzübertritte bis Mitte des Monats auf Null zu senken, sagte Gergely Gulyás.

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Allein am Mittwoch griff die ungarische Polizei 2061 illegale Einwanderer auf. Die meisten davon seien trotz des neuen Grenzzauns über die serbische Grenze gekommen, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Derzeit befindet sich der rechtskonservative ungarische Regierungschef Viktor Orbán in Brüssel, um dort um Hilfe in der Migrationskrise bitten.

© SZ.de/Reuters/AFP/dpa/epd/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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