Süddeutsche Zeitung

Flüchtlingskrise:Slowenien will Soldaten einsetzen

Lesezeit: 1 min

Die Armee soll der Polizei an der Grenze helfen.

Auf der sogenannten Balkan-Route spitzt sich die Flüchtlingskrise zu. Slowenien will angesichts Tausender Flüchtlinge an der Grenze zu Kroatien die Armee zur Unterstützung der Polizei einsetzen. Das Innenministerium schloss den Bau von Grenzbefestigungen nicht aus, wenn der Zustrom anders nicht in den Griff zu bekommen sei. Das Flüchtlingshilfswerke UNHCR meldet zugleich einen "dramatischen Höhepunkt" bei der Zahl der Flüchtlinge und Migranten, die am Montag von der Türkei nach Griechenland gekommen seien.

Die slowenische Regierung in Ljubljana legte eine entsprechende Gesetzesänderung zum Einsatz der Armee vor, die das Parlament im Laufe des Tages verabschieden sollte. "Slowenien ist das kleinste Land auf der Balkan-Route und hat deshalb nur begrenzte Möglichkeiten für den Grenzschutz und die Unterbringung von Flüchtlingen", erklärte die Regierung, die zugleich Hilfe der EU-Mitgliedstaaten und europäische Institutionen einforderte.

500 000 Flüchtlinge sind laut UNHCR in diesem Jahr nach Griechenland gekommen

Am Dienstagmorgen seien 5000 Flüchtlinge nach Slowenien gekommen, teilte das slowenische Innenministerium mit. Am Montag seien es 8000 gewesen, etwa 2000 seien nach Österreich weitergezogen. Wegen der Abriegelung der ungarischen Grenze ist Slowenien zur Engstelle auf der Route nach Österreich und Deutschland geworden. Das Land mit nur zwei Millionen Einwohnern grenzt an Österreich, Kroatien, Ungarn und Italien.

Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) zufolge sitzen auf der Balkanroute insgesamt mehr als 10 000 Menschen fest - mit steigender Tendenz. Allein am Montag seien mehr als 8000 Menschen aus der Türkei auf die griechischen Ägäis-Inseln gekommen, sagte eine UNHCR-Sprecherin. In diesem Jahr seien bereits mehr als 500 000 Flüchtlinge nach Griechenland gekommen. Derzeit befänden sich 27 500 von ihnen in dem Land in Transiteinrichtungen. "Wir wussten, was kommen würde, aber jetzt sehen wir den Höhepunkt bei den Neuankünften in Griechenland." Die UNHCR-Mitarbeiterin forderte angemessene Aufnahmebedingungen in Europa. "Ohne dieses entscheidende Element wird das Flüchtlings-Verteilprogramm, das die EU im September beschlossen hat, in ernsthafte Gefahr geraten und scheitern."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2700204
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.10.2015 / Reuters
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.