Flüchtlingscamp:Leben zwischen Müll und Containern

Im Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos sitzen mehr als 5000 Menschen fest. Einst galt das Lager als Station auf dem Weg nach Europa. Heute ist es eine Sackgasse.

Von Max Ferstl

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Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Es ist Abend im Flüchtlingslager Moria, Zeit für die Essensausgabe. Doch dieser Mann verzichtet. Er kocht lieber Tee an einem der wenigen Stromanschlüsse. Regelmäßig bricht das Netz zusammen. Wieso will er nichts essen? "Es ist oft ungenießbar", erzählt der Fotograf Kevin McElvaney, der im Januar die Zustände vor Ort dokumentiert hat. Das Hähnchen sei roh, der Reis hart.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Ein anderes Problem ist der Müll, der sich auf den Wegen türmt. Mehr als 5000 Menschen leben derzeit in Moria, 3000 mehr als ursprünglich vorgesehen. Das Camp liegt auf der griechischen Insel Lesbos, nur wenige Kilometer vom türkischen Festland entfernt. Der griechische Staat wirkt überfordert. Im November rief der Bürgermeister der Insel, Spyros Galinos, aus Protest gegen die Regierung zum Generalstreik auf.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Oft gruppieren sich die Menschen entsprechend ihrer Herkunft. In diesem Bereich des Camps etwa leben viele Afrikaner, sagt Fotograf McElvaney. Neben Zelten gibt es sogenannte ISO-Container, die den Menschen ein festes Dach über dem Kopf bieten. Die Container seien allerdings nicht beheizt, so dass es im Winter im Inneren bisweilen kälter sei als draußen.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Das tägliche Leben im Camp ist in vielerlei Hinsicht ein Kampf. Noch fallen die Temperaturen nachts nicht unter null Grad. Die Menschen frieren dennoch in den Containern und Zelten. Hier wärmen sich eine syrische und eine irakische Familie am offenen Feuer und trocknen ihre vom Regen durchnässte Kleidung. Ungefährlich ist das nicht. Immer wieder brechen Brände aus. Im November 2016 starben eine 66-jährige Frau und ein sechsjähriges Kind in den Flammen.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Ein Provisorium wird zum Dauerzustand: Viele Flüchtlinge schliefen anfangs in Sommerzelten. Als der Winter kam, haben sie zusätzliche Planen herangeschafft und mit Steinen befestigt. Einst war Moria eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Europa, seit dem Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei dient das Lager als Registrierzentrum. Für viele Flüchtlinge ist das Camp zur Sackgasse geworden.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Die Menschen fühlen sich alleingelassen. Sie wissen nicht, wie es weitergeht, wann über ihren Asylantrag entschieden wird. Bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist, dürfen sie die Insel nicht verlassen. Die Wut drinnen ist groß auf die Welt da draußen. Manchmal, wie hier bei einem jungen Iraker, bricht sie hervor.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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Den meisten bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Oft dauert es monatelang, bis ein Asylantrag bearbeitet wird. Man habe nur 37 griechische Asylbeamte und 100 Helfer aus der EU, sagte Marios Kaleas, Chef der Asylbehörde auf Lesbos, im November dem Spiegel. Diese würden jede Woche 350 Anträge registrieren und 150 Interviews führen. Das reiche nicht, um die Zahl der Neuankömmlinge (teilweise 100 pro Tag) zu bewältigen.

Camp Moria

Quelle: Kevin McElvaney

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"Keine Polizei hier", hat jemand an den Container geschrieben. Immer wieder brechen Aufstände und Proteste aus. Es sind noch die Stellen zu sehen, an denen die Steine einschlugen. Vor dem Eingang des Flüchtlingslagers parkt symbolisch ein Bus der Militärpolizei. Im Ernstfall aber gibt es niemanden, der für Ordnung sorgt.

© SZ.de/lalse/fued
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