Flüchtlings-Transport:Rätselhafter Nothalt in Bitterfeld

Am Ende der Flucht erneut geflohen: Mehr als hundert Asylsuchende sind aus einem Sonderzug, der nach Berlin unterwegs war, verschwunden. Warum sie die Notbremse zogen, ist unklar.

Von Martin Schneider, Berlin/Bitterfeld

Mehr als hundert Flüchtlinge haben am Dienstag einen Sonderzug der Deutschen Bahn auf offener Strecke verlassen. Der Zug war von München nach Berlin unterwegs. Ungefähr auf Höhe des Bahnhofs Bitterfeld-Wolfen wurde zum ersten Mal die Notbremse des Intercitys gezogen und etwa 60 Menschen verließen den Zug, danach hielt der Zug erneut und eine unbekannte Zahl von Flüchtlinge stieg auf offener Strecke aus. Wie viele genau ausgestiegen sind und nun vermisst würden, könne man nicht sagen, sagte Chris Kurpiers, Sprecherin der Bundespolizei in Sachsen-Anhalt. Es gebe unterschiedliche Angaben über die Zahl der Flüchtlinge im Zug. Allerdings hätte man 67 Menschen wieder aufgegriffen und in die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt gebracht, sagte Kurpiers. Nach den anderen werde noch gesucht. Monika Hebbinghaus, Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales in Berlin, bestätigte, dass von den geplanten 300 Flüchtlingen in Berlin nur 147 aufgenommen worden seien. Warum die Flüchtlinge aus dem Zug ausgestiegen sind, ist bislang unklar. Der IC sollte eigentlich nach Sachsen fahren, wurde aber in Bamberg nach Berlin umgeleitet, weil Berlin und Brandenburg sich spontan zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit erklärt hatten. Ob das ein Grund für die Notbremsung gewesen sei, wisse man nicht, sagte Hebbinghaus. "So eine Situation haben wir bisher noch nicht gehabt." Wegen der wieder eingeführten Grenzkontrollen an den Übergängen zu Österreich hatte sich die Flüchtlingssituation in Berlin und Brandenburg zuvor leicht entspannt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: