Syrien ist eine Nation auf der Flucht. Etwa 22 Millionen Menschen lebten in dem Land, als 2011 der Bürgerkrieg in ihren Alltag brach. 13 Jahre später hat die UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR mehr als 6,4 Millionen Flüchtlinge registriert, die jenseits der Grenzen ihres Landes Schutz suchten. Etwa fünf Millionen von ihnen haben demnach Zuflucht in den Nachbarländern gefunden, allein 3,1 Millionen in der Türkei.
Doch viele der Geflohenen zogen und ziehen nach Deutschland. Etwa 780 000 Flüchtlinge und Asylsuchende verzeichnen die UNHCR-Daten von der Jahresmitte 2024 hier im Land – wobei die genauen Zahlen eine Exaktheit vorspiegeln, die es in der Wirklichkeit solcher heftigen Wanderungsbewegungen nicht gibt.
Deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung
Das deutsche Ausländerzentralregister umfasste zum Jahresende 2023 etwa 974 000 Menschen syrischer Staatsangehörigkeit, die in Deutschland leben. Zu Kriegsbeginn 2011 waren das erst 32 000. Die, die seither hierherkamen oder als Kinder der Gekommenen hier geboren wurden, sind also fast so viele, wie Köln Einwohner hat. Sie sind im Schnitt 25 Jahre alt und damit deutlich jünger als die deutsche Gesamtbevölkerung, mehr als ein Drittel von ihnen sind Kinder und Jugendliche.
Und es kommen Jahr für Jahr mehr dazu. Seit 2014 sind Syrerinnen und Syrer die größte Gruppe unter den Menschen, die einen Asylantrag stellen. Die weitaus meisten taten das in und nach dem großen Flüchtlingswinter 2015/16. Vor allem infolge des EU-Flüchtlingspakts mit der Türkei sanken die Asylbewerberzahlen in den folgenden Jahren stark und stiegen in diesem Jahrzehnt wieder an. 2023 wurden von 370 000 Erstanträgen auf Asyl 144 000 von Syrerinnen und Syrern unterschrieben. In den ersten elf Monaten des laufenden Jahres waren es – womöglich der strikteren Abschottungspolitik geschuldet – nur noch 72 400.
Auch diese Zahlen zeigen nicht das ganze Ausmaß der Fluchtmigration aus Syrien. Zwischen 2016 und 2023 haben sich etwa 160 000 Menschen aus Syrien einbürgern lassen, Tendenz zuletzt stark steigend. Im vergangenen Jahr erhielten mehr als 75 000 von ihnen ihre Einbürgerungsurkunde. Und 2024 werden das noch einmal deutlich mehr werden. Denn viele der Geflohenen sind nun acht Jahre und mehr im Land und erfüllen eine Hauptvoraussetzung für ihre Einbürgerung – nach dem alten Staatsbürgerschaftsrecht. Weil die Ampel die Fristen verkürzte, sind seit knapp einem halben Jahr dafür gar fünf Jahre notwendig. Immer mehr hier lebende Syrer dürfen und wollen also Deutsche werden, die Ämter schaffen es kaum noch, die Anträge zu bearbeiten.
Und immer mehr Syrer arbeiten. Im Mai 2024 zählte die Bundesagentur für Arbeit mehr als 220 000 syrische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Allerdings lag die Beschäftigungsquote mit 52 Prozent für syrische Männer und nur 19 Prozent für syrische Frauen unter dem Schnitt von Zuwanderern aus anderen Ländern. Im August 2024 erhielten etwa 350 000 erwerbsfähige Syrerinnen und Syrer Bürgergeld.