Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Niederlande wollen Flüchtlinge direkt von griechischen Inseln zurückschicken

Lesezeit: 1 min

Plan aus den Niederlanden

Die Niederlande bereiten offenbar einen europäischen Plan vor, Flüchtlinge von den griechischen Inseln aus direkt mit Fähren in die Türkei zurückzuschicken. Das Vorhaben werde in mehreren EU-Staaten ausgearbeitet, darunter auch Deutschland, sagte der Fraktionsvorsitzende der regierenden niederländischen Sozialdemokraten, Diederik Samsom, der Tageszeitung De Volkskrant. Die Niederlande haben zur Zeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Bereits ab März oder April sollen Fähren die Menschen abtransportieren.

​Zwischen der Türkei und Griechenland sei "eine Art Schnellstraße" geschaffen worden, sagte Samsom im niederländischen Rundfunk. "Das müssen wir stoppen."

Dem Plan zufolge würden sich EU-Mitgliedsstaaten im Gegenzug verpflichten, bis zu 250 000 Flüchtlinge pro Jahr einreisen zu lassen. Unter dieser Bedingung wäre die Türkei nach Aussagen des niederländischen Politikers bereit, die Flüchtlinge wieder aufzunehmen. Die Türkei müsse allerdings noch einige Gesetze anpassen und die Situation der syrischen Asylsuchenden verbessern. "Es muss ein sicheres Land sein", sagte Samsom.

Er selbst sowie der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hätten über ihren Plan bereits intensiv mit Deutschland, Schweden und Österreich beraten. Die Hoffnung sei, dass sich Frankreich, Spanien und Portugal der Initiative anschlössen und auch Großbritannien bereit sei, Flüchtlinge aufzunehmen.

Neue Flüchtlingstragödie in der Ägäis

Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen, als ihr Boot vor der griechischen Insel Samos kenterte. Während es zunächst hieß, mindestens 18 Menschen seien ums Leben gekommen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa nun von 24 Toten. Zehn von ihnen sollen Kinder gewesen sein. Alle Berichte stützen sich auf Angaben der griechischen Küstenwache.

"Es ist fürchterlich", sagte ein Offizier der Küstenwache. Zehn Menschen seien bislang aus dem Meer gerettet worden. Es sei aber noch unklar, wie viele Menschen an Bord des gekenterten Bootes waren.

An der Suche beteiligten sich Boote der Grenzagentur Frontex, Fischer aus Samos, ein Hubschrauber sowie die griechische und die türkische Küstenwache.

Trotz des Winterwetters begeben sich jede Woche Tausende Menschen auf die gefährliche Überfahrt. Erst gestern waren sieben Flüchtlinge vor der Insel Kos ums Leben gekommen. Zwischen Jahresbeginn und 24. Januar sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 44 000 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Eigenen Angaben zufolge stammen sie überwiegend aus Syrien.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2838664
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.