Mittelmeer:800 Gerettete können in Italien an Land

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Völlig überfüllt wartete die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée mehrere Tage, bis sie am Sonntag im Hafen von Pozzallo anlegen durfte. 549 Menschen waren an Bord des Rettungsschiffs. (Foto: Flavio Gasperini/AP)

Die Rettungsschiffe von SOS Méditerranée und von Sea-Watch erhalten nach tagelangem Warten die Erlaubnis, Häfen in Sizilien anzulaufen.

Nach tagelangem Warten auf dem Mittelmeer hat die Ocean Viking von den italienischen Behörden einen Hafen zugewiesen bekommen. Das Seenotrettungsschiff durfte am Sonntag in Pozzallo auf Sizilien die 549 Flüchtlinge an Bord ausschiffen, wie die Betreiberorganisation SOS Méditerranée mitteilte. Die Sea-Watch 3 mit 257 Geretteten erreichte am Samstag den Hafen von Trapani an der Westküste Siziliens. "Wir freuen uns, dass wir endlich einen sicheren Hafen haben", teilte Sea-Watch am Samstag auf Twitter mit. Bevor die Menschen an Land gehen könnten, würden alle Geretteten zunächst auf Covid-19 getestet.

Die Situation an Bord der Ocean Viking hatte sich laut SOS Méditerranée nach sechstägigem Warten zuletzt weiter zugespitzt. Der Gesundheitszustand von drei Schwangeren verschlechtere sich rapide, hieß es. Das medizinische Team sehe mehr und mehr Anzeichen für psychische Probleme bei den Geretteten. An Bord sind nach Angaben der Hilfsorganisation auch 118 Minderjährige. "Diese unmenschlichen Wartezeiten dürfen nicht zur Norm werden", kritisierte SOS Méditerranée: "Die europäischen Länder müssen dringend einen zuverlässigen Mechanismus für die Ausschiffung schaffen."

Die Schiffe der zwei Organisationen hatten die Flüchtlinge und Migranten bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet. Von beiden Schiffen waren bereits Überlebende aus gesundheitlichen Gründen abgeholt worden. Auch in der Vergangenheit mussten private Seenotretter nach ihren Einsätzen oft tagelang auf die Zuweisung eines Hafens warten. Derzeit ist auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen mit dem Schiff Geo Barents in der Region unterwegs. Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten.

Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1195 Menschen ums Leben gekommen, 1000 davon auf der zentralen Mittelmeerroute zwischen Nordafrika und Europa. Menschenrechtler und Seenotrettungsorganisationen demonstrierten am Samstag in deutschen Städten. Die Organisatoren, darunter Pro Asyl, Seebrücke, Sea Eye und Amnesty International, fordern ein europäisches Seenotrettungsprogramm und legale Fluchtwege nach Europa.

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