Flüchtlinge:Kroatien bringt Flüchtlinge nach Ungarn

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"Lasst uns gehen": Migranten protestieren am Freitagmorgen am Bahnhof von Tovarnik in Kroatien. (Foto: REUTERS)
  • Kroatien schickt die Fliehenden mit Bussen Richtung ungarischer Grenze, da die Kapazitäten des Landes erschöpft seien.
  • Ungarn beginnt mit Vorbereitungen zur Errichtung eines Zauns an der Grenze mit Kroatien und verhängt über diese Region den Krisenzustand.
  • Die Regierung in Zagreb riegelt die Straßen zu sieben Grenzübergängen nach Serbien ab.
  • Slowenien stellt den Zugverkehr auf der Hauptstrecke aus Kroatien an der Grenze bei Dobova ein.

Kroatiens neue Strategie

Die kroatischen Behörden haben am Freitagnachmittag mehrere Busse mit Flüchtlingen zur ungarischen Grenze gebracht. Insgesamt handle es sich um acht oder neun Busse, mehr würden bei dem Ort Beremend erwartet, hieß es in einem Bericht des Internet-Portals index.hu. Andere Medien berichteten von etwa 20 Bussen.

Ungarische Soldaten und Polizisten mit Schutzschildern erwarteten die Menschen an dem Grenzübergang. Augenzeugen zufolge standen außerdem sechs Busse der ungarischen Behörden bereit. Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic hatte kurz zuvor in Zagreb erklärt, sein Land könne den Andrang der Flüchtlinge nicht mehr bewältigen: "Ich sehe kein Problem, dass diese Leute durch Ungarn und Slowenien nach Österreich und Deutschland reisen."

Kroatien hat den Grenzverkehr massiv eingeschränkt. Die Regierung in Zagreb riegelte die Straßen zu sieben Grenzübergängen nach Serbien ab. "Die Maßnahme gilt bis auf Weiteres", erklärte die Polizei. Damit wurde auch der Verkehr am Grenzübergang in Tovarnik gestoppt, an dem die meisten Flüchtlinge in den vergangenen Tagen ins Land gekommen waren. Insgesamt seien seit Mittwochmorgen 13 000 Flüchtlinge nach Kroatien gekommen, sagte Innenminister Ranko Ostojić dem Fernsehsender N1. Zuvor hatte er gedroht, die Grenze zu Serbien zu schließen, sollten noch einmal binnen eines Tages 8000 Flüchtlinge kommen.

Tausende Flüchtlinge finden aber trotz blockierter Grenzübergänge den Weg von Serbien nach Kroatien. 30 Busse haben nach einem Bericht des serbischen Staatsfernsehens die serbische Grenzstadt Šid erreicht haben, von wo aus die Menschen zu Fuß auf Feldwegen die Grenze überschritten..

Ungarn rollt Stacheldraht aus

Ungarn hat in der Nacht Stacheldrahtsperren an seiner Grenze zu Kroatien errichtet, um weitere Flüchtlinge abzuhalten. Dies gab Ministerpräsident Viktor Orbán am Freitagmorgen im staatlichen Rundfunk bekannt. "600 Soldaten wurden zu dem 41 Kilometer langen Abschnitt beordert, weitere 1000 werden bis zum Wochenende eintreffen", sagte Orbán. Mit Hilfe von Stacheldrahtsperren sollten sie den Bau eines Zauns vorbereiten. Die Grenze des Landes zu Kroatien hat insgesamt eine Länge von 355 Kilometern.

Orbán beklagte mangelnde Unterstützung durch die anderen EU-Staaten in der Flüchtlingskrise. "Es scheint, dass wir uns auf niemanden verlassen können", sagte der rechte Politiker, der in Europa eine besonders unnachgiebige Haltung gegenüber den Flüchtlingen einnimmt.

Die 175 Kilometer lange Grenze zu Serbien hat Ungarn bereits in voller Länge mit einem Stacheldrahtzaun abgeschottet. Auch entlang der Grenze zu Rumänien ist auf einem kürzeren Abschnitt eine Sperranlage geplant.

Inzwischen hat Ungarn auch über Regionen an der Grenze zu Kroatien den Krisenzustand verhängt. Statt sich um die Flüchtlinge zu kümmern und sie zu registrieren, schicke Kroatien die Menschen in Richtung Ungarn und Slowenien, begründet Außenminister Péter Szijjártó die Maßnahme. Die Polizei erklärt, sie habe etwa 200 Flüchtlinge festgenommen, die von Kroatien nach Ungarn gekommen seien.

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Von Ruth Eisenreich

Auf der Route nach Österreich und Deutschland liegt auch Slowenien, dass nun ebenfalls restriktiver vorgeht. Das Land stellte den Zugverkehr auf der Hauptstrecke aus Kroatien an der Grenze bei Dobova ein. Zuvor stoppte die Polizei einen Zug aus Kroatien mit etwa 150 Flüchtlingen am Grenzbahnhof Dobova. Die Flüchtlinge sollen zurück nach Kroatien geschickt werden. Die Polizei verschärfte zudem ihre Grenzkontrollen mit verstärkter Überwachung durch Hubschrauber und Patrouillen.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/afp/ap/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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