Griechenland:Kleinkind stirbt bei Untergang eines Schlauchbootes

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Ein ankommendes Boot mit Flüchtlingen am Montag auf Lesbos. (Foto: AFP)
  • Seitdem die Türkei ihre Grenzen zur EU für geöffnet erklärt hat, drängen Tausende Menschen auf dem Landweg nach Griechenland.
  • Andere Flüchtlinge versuchten nach griechischen Behördenangaben über die türkische Küste griechische Inseln zu erreichen.
  • Ein Boot sei gekentert und ein Kind dabei ums Leben gekommmen.
  • EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zeigt Verständnis für die Probleme Ankaras, betont jedoch: "Was wir jetzt sehen, kann keine Antwort oder Lösung sein."

Nach dem Kentern eines Flüchtlingsbootes vor der griechischen Insel Lesbos ist laut Küstenwache ein Kleinkind ums Leben gekommen. Es ist der erste bekannte Fall, dass ein Flüchtling beim Versuch umkommt, nach Griechenland zu gelangen, seit die Türkei die Grenze geöffnet hat.

Wie das griechische Fernsehen ERT unter Berufung auf die Küstenwache berichtete, war das Opfer an Bord eines Schlauchbootes mit 48 Menschen aus der Türkei gekommen. Als sie ein Patrouillenboot der griechischen Küstenwache sahen, durchlöcherten sie das Schlauchboot, um als Schiffbrüchige gerettet zu werden. Die Küstenwache ist dann verpflichtet, die Menschen aufzunehmen und sie nach Griechenland zu bringen. Das Boot ging unter. Die Küstenwache habe sie gerettet, hieß es weiter. Für das Kind kam aber jede Hilfe zu spät, berichtete der Staatsrundfunk.

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Die Grenzschutzagentur schreibt in einem Bericht für politische Entscheidungsträger in der EU, dass es schwer sein dürfte, "den massiven Strom von Menschen zu stoppen".

Mindestens tausend Menschen hätten seit Sonntagmorgen die griechischen Inseln in der östlichen Ägäis erreicht, teilte die Polizei mit. Mehr als 10 000 versuchten, über den Landweg nach Griechenland zu gelangen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte vergangene Woche erklärt, die Türkei werde keine Flüchtlinge aufhalten, die versuchten, die Grenze zur EU zu erreichen. Daraufhin machten sich vor allem zahlreiche Syrer, die vor dem Krieg in ihrer Heimat in die Türkei geflohen waren, an die Grenze zu Griechenland auf und wollen so in die Europäische Union gelangen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen forderte Ankara in der Migrationspolitik zum Umlenken auf. Sie erkenne an, dass das Land in einer schwierigen Lage sei, sagte von der Leyen in Brüssel. "Aber was wir jetzt sehen, kann keine Antwort oder Lösung sein", sagte sie angesichts der Entwicklung an der türkisch-griechischen Grenze. Von der Leyen will sich zusammen mit EU-Ratspräsident Charles Michel und Europaparlamentspräsident David Sassoli selbst vor Ort ein Bild machen und Solidarität mit Griechenland zeigen. Die Kommissionschefin bekräftigte das Festhalten der EU am Flüchtlingsabkommen mit der Türkei aus dem Jahr 2016.

Auch die deutsche Regierung dringt auf die Einhaltung des EU-Türkei-Abkommens. "Wir erleben zurzeit an den Außengrenzen der EU zur Türkei auf Land und zur See eine sehr beunruhigende Situation", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Indem den Menschen in der Türkei gesagt werde, der Weg in die EU sei offen, würden die Flüchtlinge und Griechenland in eine extrem schwierige Lage gebracht, sagte er und ergänzte: "Das ist er natürlich nicht."

Der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas sagte, der Flüchtlingsstrom zur Grenze sei von der Türkei koordiniert und inszeniert. Es handele sich um eine "aktive, ernste, schwere und asymmetrische Bedrohung der nationalen Sicherheit des Landes". 2015 waren fast eine Million Menschen von der Türkei aus auf griechische Inseln gelangt. 2016 schloss die EU mit der Türkei ein Abkommen, um den Zustrom einzudämmen. Gegen finanzielle Hilfe nahm die Türkei 3,7 Millionen Flüchtlinge aus Syrien auf und hinderte sie an der Weiterreise in die EU. Erdoğan wirft nun der EU vor, sie erfülle ihre Zusagen nicht.

Wegen des Vormarsches der syrischen Regierungstruppen auf die nordwestliche Provinz Idlib, in der die Rebellen ihre letzte Hochburg haben, drängen Hunderttausende Syrer an die Grenze zur Türkei.

© SZ.de/dpa/rtr/epd/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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