Flüchtlinge:Geflüchtet und arbeitslos

Kein Anschlag

Nach dem Tod eines Heimbewohners aus Eritrea in einer thüringischen Asylbewerberunterkunft schließt die Polizei einen fremdenfeindlichen Brandanschlag aus. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 29-Jährige das Feuer in Saalfeld selbst gelegt und sich so das Leben genommen hat. "Es gibt keine Spuren einer äußeren Gewalteinwirkung am Leichnam", teilte eine Polizeisprecherin am Dienstag mit. Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Mann an einer Rauchvergiftung gestorben. Das Zimmer sei beim Ausbruch des Feuers verriegelt gewesen. Nach Angaben der Landesregierung soll sich der Mann mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen haben. Außerdem seien Streichhölzer gefunden worden. Der Brand war am Montagnachmittag ausgebrochen und betraf nur die Wohnung des Mannes. dpa

Das Warten nach der Flucht: Für Asylbewerber ist auch der Arbeitsmarkt eine Geduldsprobe. Nach fünf Jahren hat gerade mal die Hälfte einen Job. Und das, obwohl Flüchtlinge im Schnitt wesentlich besser qualifiziert sind als andere Ausländer.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Durch den Zuzug von Flüchtlingen wird das Angebot an Arbeitskräften in diesem und im nächsten Jahr um fast eine Million Menschen steigen. Die Zahl der Arbeitslosen wird jedoch um 130 000 im Jahresdurchschnitt 2016 zunehmen. Das prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit geht dabei von jeweils einer Million Flüchtlingen 2015 und 2016 aus.

Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, "braucht Zeit", heißt es in der Studie. Dies zeigten die Erfahrungen der Vergangenheit. Demnach finden im ersten Zuzugsjahr nur acht Prozent einen Job. Nach fünf Jahren trifft dies auf 50 Prozent und nach 15 Jahren auf knapp 70 Prozent der Neuankömmlinge zu. Die Nürnberger Forscher rechnen nicht damit, dass die Asylbewerber deutsche Arbeitnehmer "in größerem Umfang" von ihren Arbeitsplätzen verdrängen werden. "Wenn es eine Konkurrenz gibt, dann mit anderen schon in Deutschland lebenden Ausländern", sagte der IAB-Zuwanderungsexperte Herbert Brücker der Nachrichtenagentur Reuters.

Schon jetzt sind laut dem IAB-Bericht Ausländer überdurchschnittlich stark im Hotel- und Gaststättengewerbe und bei Dienstleistungen wie etwa im Reinigungsgewerbe tätig. Bei den Ausländern aus den Kriegs- und Bürgerkriegsländern sei dies noch viel stärker der Fall. Brücker glaubt deshalb, dass die Flüchtlinge in diese Branchen gehen würden, zumal dort Arbeitskräfte gesucht seien und "die Hürden für eine Einstellung relativ gering sind". Das IAB weist darauf hin, dass 2014 unter den neu Zugewanderten nur 27 Prozent über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten. Sie seien aber "sehr viel besser qualifiziert als der ausländische Bevölkerungsdurchschnitt".

Im August 2015 ist der Anteil der neu erfassten Flüchtlinge aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern auf 76 Prozent geklettert. Allein auf Syrien entfiel fast die Hälfte. Zwei Millionen Syrer befinden sich derzeit in der Türkei. Die Regierung in Ankara hält es für möglich, dass noch drei Millionen weitere Flüchtlinge aus Syrien in die EU gelangen wollen.

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