Flüchtlinge - Erfurt:Migrationsbeauftragte: Zu wenig Deutschkurse für Ukrainer

Flüchtlinge - Erfurt: Mirjam Kruppa (Bündnis90/Die Grünen), Beauftragte für Integration, Migration und Geflüchtete. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Mirjam Kruppa (Bündnis90/Die Grünen), Beauftragte für Integration, Migration und Geflüchtete. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffes auf die Ukraine sieht Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa noch Probleme beim Angebot von Integrationskursen für Flüchtlinge. "Die Wartezeiten sind zu lang", sagte Kruppa der Deutschen Presse-Agentur. Vieles habe gut funktioniert, aber nicht immer könnten die Strukturen schnell genug ausgeweitet werden. "Es kann schon sein, dass jemand mal ein Viertel- oder ein halbes Jahr auf einen Kurs warten muss", monierte Kruppa.

Dies sei ein Integrationshemmnis. Die Integrationskurse dienen vor allem zum Lernen der deutschen Sprache, was als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration gilt.

Der sozialpolitische Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion, Thadäus König, warf der rot-rot-grünen Landesregierung vor, eine von der CDU vorgeschlagene finanzielle Stärkung der Volkshochschulen verhindert zu haben. "Als CDU-Fraktion wollten wir im Haushaltsjahr 2023 nicht ausgegebene Mittel aus den Demokratieprogrammen des Landes in Höhe von 400.000 Euro an die Volkshochschulen geben, die mit dem Geld jetzt beim Personal hätten aufstocken können, um entsprechende Kurse auf den Weg zu bringen", sagte Schard. Dies hätten Linke, SPD und Grüne "in letzter Sekunde" verhindert.

Nach Zahlen des Thüringer Migrationsministeriums wurden seit Beginn des russischen Angriffskrieges bis Mitte Februar rund 32 800 ukrainische Geflüchtete in Thüringen aufgenommen. "Es sind natürlich sehr hohe Zahlen, nicht nur der Ukrainer, sondern auch der anderen Asylsuchenden", sagte Kruppa. Gerade für die Kommunen habe dies "große Herausforderungen" bedeutet.

Am 24. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. Seitdem tobt ein brutaler Krieg in dem osteuropäischen Land mit Tausenden Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Bereits kurz nach Kriegsbeginn wurde in der Ukraine eine allgemeine Mobilmachung angeordnet. Männlichen ukrainischen Staatsbürgern im Alter von 18 bis 60 Jahren ist seitdem die Ausreise aus dem Land verboten. Viele Frauen und Kinder aber flohen in westlich gelegene Länder wie Polen oder Deutschland.

Die Bereitschaft der Bevölkerung in Thüringen, den Kriegsflüchtlingen zu helfen, sei sehr groß gewesen und sei es immer noch, erklärte Kruppa. "Es war ja niemand darauf vorbereitet und es sind dann sehr schnell nach Kriegsausbruch viele Menschen gekommen. Die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind ja nach Thüringen gekommen, weil sie Freunde oder Verwandte hier hatten", sagte Kruppa.

Nach ihrer Wahrnehmung fiel es den Menschen in Thüringen leichter, die Geflüchteten aus der Ukraine als jene aus anderen Ländern aufzunehmen. "Ja, ich glaube, da gibt es Unterschiede in der Akzeptanz in der Bevölkerung", sagte sie. Die Bereitschaft, Geflüchtete auch in der eigenen Wohnung oder in einer Ferienwohnung aufzunehmen, sei groß gewesen. "Offensichtlich sieht ein Teil der Bevölkerung sich einfach den Menschen aus der Ukraine näher als Menschen aus anderen Ländern."

Laut Kruppa seien vor allem Frauen und Kinder vor dem Krieg in der Ukraine nach Thüringen geflüchtet. Das Bildungsniveau sei hoch. "Das erleichtert sicherlich einiges", sagte sie. Bildungsnahen Schichten gelinge die Integration in der Regel leichter. Unter den Geflüchteten seien beispielsweise auch Lehrkräfte und Ärzte - umworbene Berufsgruppen im Freistaat.

Kruppa zeigte sich unzufrieden damit, wie lange die Anerkennung von Berufsabschlüssen dauere. "Das könnte alles noch besser und zügiger gehen." Das geplante Landesmigrationsamt soll künftig für mehr Tempo sorgen.

Thüringens Migrationsministerin Doreen Denstädt sagte, Thüringen heiße Geflüchtete willkommen, "egal aus welchem Herkunftsland sie zu uns kommen." Sie sprach sich wie andere in der Landesregierung für eine "Zusammenführung von allen Belangen, die Geflüchtete betreffen", aus.

Dafür soll es ein Landesamt für Migration und Integration geben. "Die Aufgaben des Landesamts sollen von der Erstaufnahme über die Unterbringung in den Kommunen, Sprachkurse, medizinische Versorgung bis hin zur Integration in den Arbeitsmarkt reichen", sagte Denstädt.

© dpa-infocom, dpa:230223-99-702821/5

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