Flüchtlinge:Die Retter gehen unter

Salvini feiert - und noch mehr Menschen werden ertrinken.

Von Oliver Meiler

Matteo Salvini hat es geschafft: Bald sind alle Lebensretter weg. Italiens Innenminister hat sie als "Vizeschlepper" beschimpft, hat ihnen die italienischen Häfen verwehrt und sie so aus dem zentralen Mittelmeer verjagt. Auf Druck seiner Regierung verliert auch das letzte private Rettungsschiff, das zwischen Libyen und Italien kreuzte, seine Flagge. Das Boot heißt Aquarius. Es fehlt jetzt also auch der Wassermann, der die Verzweifelten aus dem Wasser zieht.

Rechtspopulist Salvini behauptet, viele Migranten hätten sich nur deshalb auf das Mittelmeer gewagt, weil sie wussten, dass sie schnell von nichtstaatlichen Rettern übernommen würden. Mag sein, dass dieser Effekt eine kleine Rolle spielt. Doch ist es naiv zu glauben, das epochale Phänomen der Migration lasse sich lösen, indem man Retter bekämpft.

Die Schlepper sind skrupellos, sie zwingen die Migranten weiterhin auf viel zu kleine Schiffe. Zwar sind die Überfahrten zwischen Libyen und Italien stark zurückgegangen, doch die Todesrate hat sich verdreifacht. Jeder 18. Flüchtling, der in Libyen ablegt, kommt auf der Reise um. In diesem Jahr sind bereits 1260 Menschen ertrunken. Die Dunkelziffer ist wohl noch viel höher. Nun gibt es bald keine unabhängigen Zeugen mehr, die davon erzählen, wie die Menschen vor den Toren Europas sterben.

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