Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Die Kirche schickt ein Schiff

Protestanten beteiligen sich an Seenotrettung im Mittelmeer. Solange der Staat versage, werde man zivile Initiativen "nach Kräften" unterstützen, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm.

Von Matthias Drobinski

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will gemeinsam mit anderen Organisationen ein Schiff ins Mittelmeer schicken, das dort Flüchtlinge aufnimmt, die in Seenot geraten sind. "Solange Schutz suchende Menschen im Mittelmeer ertrinken und staatliches Handeln versagt, werden wir die zivile Seenotrettung nach Kräften unterstützen," erklärte Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der EKD und bayerische Landesbischof, am Donnerstag in Berlin. Es sei auch unverantwortlich, Menschen der sogenannten libyschen Küstenwache zu übergeben. Der Ratsvorsitzende sprach sich zudem für eine Wiederaufnahme der staatlichen Seenotrettung aus.

"Not hat keine Nationalität", sagt der Ratsvorsitzende der EKD zu dem Projekt

Im Juni hatte der Evangelische Kirchentag die EKD in einer Resolution aufgefordert, sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer zu beteiligen. Der Rat der EKD habe nun der Gründung eines entsprechenden Vereins mit großer Einigkeit zugestimmt, sagte Bedford-Strohm. Die Kosten des Projekts beliefen sich auf ungefähr eine Million Euro. Das Schiff sei Teil des diakonischen Auftrags der Kirche, betonte Bedford-Strohm. Wenn Menschen in Lebensgefahr seien, bestehe die Pflicht zu helfen: "Not hat keine Nationalität."

Wer nun alles mit der evangelischen Kirche das Schiff verantwortet, ist noch nicht klar. Bedford-Strohm stellte seinen Vorschlag gemeinsam mit Vertretern der Organisationen "Ärzte ohne Grenzen" und "Seebrücke" vor sowie dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Schubert steht für ein Bündnis von Kommunen, die sich bereit erklärt haben, zusätzlich aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen - was nach den gegenwärtigen Verteilregeln nicht möglich ist. Auch die evangelisch-reformierte Kirche hat bereits angekündigt, sich mit 15 000 Euro an einem kirchlichen Rettungsschiff beteiligen zu wollen.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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