Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Chaos auf der Balkan-Route

Serbien, Kroatien und Slowenien sind nach der Grenzschließung Ungarns mit dem Flüchtlingsstrom überfordert. Die EU-Kommission lädt zu einem Spitzentreffen.

In einigen Balkan-Ländern herrscht angesichts der vielen ankommenden Flüchtlinge Chaos. In Slowenien kamen am Dienstag Tausende Flüchtlinge an. Eigentlich kann das kleine EU- und Schengenland nach eigenen Angaben nur bis zu 2500 ankommende Menschen pro Tag hereinlassen. In den Aufnahmezentren würden bis zu 14 000 weitere Betten aufgestellt, sagte Innenstaatssekretär Boštjan Šefic. Die vergangenen 24 Stunden seien die schwierigsten im Umgang Sloweniens mit den Tausenden Migranten gewesen.

Am frühen Mittwochmorgen stimmten im slowenischen Parlament bei fünf Gegenstimmen 66 Abgeordnete für eine Notverordnung zum Einsatz der Armee, die die Polizei an der Grenze unterstützen soll. Nach Angaben des Innenministeriums in Ljubljana kamen seit Freitag etwa 19 500 Flüchtlinge in die frühere jugoslawische Teilrepublik.

In Brežice nahe der kroatischen Grenze gerieten provisorische Unterkünfte in Brand. Lokale Medien berichteten, die Flüchtlinge hätten sie aus Unzufriedenheit angezündet. Die Behörden bestätigten das jedoch nicht. Vielmehr sollen die Flüchtlinge Feuer gemacht haben, um sich zu wärmen.

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Tausende Flüchtlinge warteten im Freien

Hintergrund der chaotischen Zustände ist die Schließung der kroatisch-ungarischen Grenze. Der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar wirft dem Nachbarland Kroatien mangelnde Kooperation vor. Nach Kroatien wiederum verschafften sich serbischen Angaben zufolge Tausende Flüchtlinge ebenfalls am Dienstag illegal Zugang. Zuvor mussten an der serbisch-kroatischen Grenze etwa 3500 Flüchtlinge die Nacht zum Mittwoch im Freien verbringen, weil Kroatien die Grenze vorübergehend schloss.

Angesichts der immer dramatischeren Lage auf der Balkan-Flüchtlingsroute sehen sich die betroffenen europäischen Länder zu einem Sondergipfel gezwungen. Am Sonntag kommen die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland sowie ihre Kollegen aus Serbien und Mazedonien in Brüssel zusammen, um Sofortmaßnahmen zur Bewältigung der Krise zu beraten. Eingeladen dazu hat die EU-Kommission.

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SZ.de/dayk/ewid
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