Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina:Provisorische Unterkünfte in eisiger Kälte

In Nordwesten Bosnien-Herzegowinas müssen immer noch Hunderte Flüchtlinge bei Minusgraden in selbstgebauten Zeltunterständen oder leerstehenden Gebäuden hausen. Bilder der elenden Zustände.

Die Lage der Flüchtlinge im Nordwesten von Bosnien-Herzegowina ist weiterhin desaströs. Hunderte Flüchtlinge müssen dort immer noch ausharren - nahezu ohne Schutz vor den eisigen Temperaturen und Schneefällen.

Im ausgebrannten Camp Lipa nahe der Stadt Bihac sind mittlerweile mehrere Dutzend beheizte Armeezelte errichtet worden.

Doch Amnesty International und zwei anderen Hilfsorganisationen zufolge harren immer noch mehr als 350 Schutzsuchende in völlig unzureichenden, provisorischen Unterkünften aus. Sie hausen in selbstgebauten Unterständen im Wald, ...

... oder haben Zuflucht gesucht in aufgelassenen Fabriken oder leerstehenden Häusern.

Ein Flüchtling aus dem Irak weint, als er fotografiert wird. Er und seine Familie haben gemeinsam mit einer afghanischen Familie eine notdürftige Unterkunft in einem unbewohnten Haus im Dorf Hadžin Potok gefunden.

Es sind in jedem Fall unwirtliche Orte, in die die Menschen sich geflüchtet haben. Die Betroffenen hätten weder Zugang zu fließendem Wasser und angemessenen Sanitäreinrichtungen noch Heizungen, kritisieren die Hilfsorganisationen.

Das Lager Lipa nahe der bosnischen Stadt Bihac war kurz vor Weihnachten von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geräumt worden, weil die bosnischen Behörden es nicht winterfest gemacht hatten. Kurz darauf brannten die Zelte aus, Bewohner sollen das Feuer aus Protest gegen die Räumung selbst gelegt haben. Darüber, wohin die Menschen gebracht werden sollten, herrschte allerdings Uneinigkeit. Daraufhin wurden sie ins das ausgebrannte Lager zurückgebracht - viele der 1200 Bewohner suchten daraufhin anderswo Schutz.

Die massive Kälte macht den Menschen zu schaffen. Helfer berichten, die Flüchtlinge litten unter Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten. Ein kleines Feuer wie dieses hier, an dem sich Schutzsuchende in einer provisorischen Unterkunft wärmen, ist völlig unzureichend.

Viele Menschen haben zudem nicht einmal ansatzweise passende Bekleidung für die frostigen Temperaturen. Hier müssen die Menschen bei Schneefall im Camp in einer Essensschlange anstehen.

Unhaltbar sind die Zustände, unter denen die Menschen leben müssen, auch deshalb, weil sie nicht sein müssten. Es seien genug Einrichtungen vorhanden, um sie unterzubringen, heißt es von Seiten Amnestys. "Was fehlt, ist der politische Wille."

Nach einer schnellen Lösung sieht es hier nicht aus: Die bosnische Regierung pocht darauf, dass die Flüchtlingsfrage ein europäisches Problem sei. Die EU verweist ihrerseits auf hohe Hilfsgelder, die sie an das Land gezahlt habe.

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