Flüchtlinge:Betreuungszentren haben Geldsorgen

Krieg, Folter, Flucht: Flüchtlinge sind oft traumatisiert, doch ihre Psychotherapie ist gefährdet.

Von Guido Bohsem, Berlin

Ein großer Teil der Flüchtlinge, die derzeit in der Bundesrepublik ankommen, erhält keine ausreichende medizinische Hilfe. Den durch Krieg, Verfolgung, Folter, Haft und Flucht traumatisierten Menschen fehlt häufig der Zugang zu einer geeigneten psychotherapeutischen Betreuung. Derzeit decken etwa 30 sogenannte Psychosoziale Zentren den Bedarf ab. Doch nach Angaben der Dachorganisation ist das Hilfsangebot ausgerechnet durch die zusätzlichen Hilfen bedroht, die in Deutschland und Europa zuletzt in die Wege geleitet wurden.

So wird der Beschluss, dass zusätzliche Gruppen von Geflüchteten eine Versichertenkarte der Krankenkassen erhalten, für die Zentren zu schweren Problemen führen. Durch den Beschluss können die Kosten einer Behandlung nicht mehr bei den ehemals zuständigen Sozialämtern abgerechnet werden. Stattdessen müssen sich die Zentren an die Kassen wenden. Doch auch hier erhalten sie kein Geld, weil sie keine Vertragspartner der Kassen sind. Nur wenige Kassen machten hier eine Ausnahme. Die Zentren gingen davon aus, dass sie bis zu 80 Prozent der Finanzierungszusagen der Landratsämter verlieren werden.

Die Grünen fordern eine Übergangsfinanzierung

Doch auch die Umsetzung der auf europäischer Ebene gefällten Beschlüsse bereitet den Verantwortlichen in den Zentren Sorgen. Noch immer wissen sie nicht, ob sie auch weiterhin Geld aus dem Anfang des Jahres neu geschaffenen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU (AMIF) erhalten werden. Dieser ersetzt den Europäischen Flüchtlingsfonds, der die wesentliche Finanzierungsquelle der meisten Psychosozialen Zentren war.

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink fordert die Bundesregierung deshalb auf, sofort eine Übergangsfinanzierung der Zentren sicherzustellen. Gesundheitsminister Hermann Gröhe müsse zudem eindeutige Regeln schaffen, damit die Zentren ihre medizinischen und therapeutischen Behandlungskosten als GKV-Leistung abrechnen könnten. Zugleich müsse sichergestellt sein, dass auch die Kosten für Dolmetscher und Kulturmittler übernommen würden. "Da Gröhe aber die bereits mit den Ländern vereinbarte Einführung einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge hinauszögert, muss ich befürchten, dass auch hier wieder wenig bis nichts geschieht."

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