Fleischskandal:Geschäfte, die zum Himmel stinken

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Vier große Skandale haben die Fleischwirtschaft dieses Jahr schon erschüttert. Die ständig neuen Enthüllungen über Ekel- und Gammelfleisch schlagen immer mehr Verbrauchern auf den Magen.

Hans-Jörg Heims

Es war eine Routinekontrolle, zu der am 27. Oktober ein Lebensmittelprüfer der Stadt Gelsenkirchen bei der Firma Frigoropa unangemeldet erschien. Im Kühlhaus fand der erfahrene Kontrolleur tiefgefrorenes Roastbeef, das umverpackt werden sollte. Ein Zeichen für die Prüfer, dass mit der Ware etwas nicht stimmt.

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Fleisch abgelaufen? Macht nichts! Einfach ein neues Eticket drauf.

(Foto: Foto: ddp)

Drei Tonnen des betroffenen Fleisches wurden sicher gestellt und ein paar Tage später drei Proben zur Untersuchung an ein Labor in Münster geschickt. Zwei Wochen vergingen, ehe feststand, dass sich das Roastbeef nicht mehr für den Verzehr eignete. Und noch einmal dauerte es knapp eine Woche, bis das Veterinäramt der Stadt Gelsenkirchen abermals das Tiefkühlhaus von Frigoropa sowie Räume bei der Firma Domenz untersuchte, die das verdorbene Roastbeef eingelagert hatte.

Insgesamt 57 Tonnen Fleisch, das teilweise seit mehreren Jahren tiefgeforen eingelagert war, wurden sichergestellt. Gegen den 39 Jahre alten Fleischhändler Uwe Domenz leitete die Staatsanwaltschaft Essen ein Ermittlungsverfahren ein. Der Mann zeigte sich wenigstens kooperativ und nannte den Behörden die Orte, wohin das verdorbene Fleisch ausgeliefert worden war.

Schon der vierte Skandal in diesem Jahr

In einigen Fällen kamen die Fahnder zu spät. So hatte ein Metzger zehn Tonnen Fleisch erhalten und daraus unter anderem 28.000 Grillwürste hergestellt, die anschließend an Imbissbuden und Fleischereien verkauft worden waren. Lediglich 5600 der Würste konnten noch sichergestellt werden. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen hätten keinerlei Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung ergeben, versuchte Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU) besorgte Verbraucher zu besänftigen.

Doch selbst Politikern schlagen die neuen Enthüllungen über Ekel- und Gammelfleisch auf den Magen. Bevor sich am Mittwoch der Landwirtschaftsausschuss des Düsseldorfer Landtags mit dem Fleischskandal beschäftigte, hatten sich einige Abgeordnete mit einem Augenzwinkern versichert, dass sie sich ja nur noch vegetarisch ernähren würden. Die Verbraucher freilich können über solche Späße nicht lachen. Täglich gehen bei den Verbraucherzentralen hunderte Anrufe von besorgten Menschen ein, die angesichts des mittlerweile schon vierten großen Skandals in diesem Jahr mit überlagertem und umetikettiertem Fleisch wissen wollen, wie man sich am besten schützen kann.

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