Parlamentswahl in Finnland:Sozialdemokraten gewinnen knapp vor den Rechtspopulisten

Lesezeit: 1 min

Die SDP mit Kandidat Antti Rinne liegt knapp vorne. (Foto: REUTERS)
  • Dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge haben die finnischen Sozialdemokraten die vorgezogene Parlamentswahl gewonnen.
  • Die SDP liegt knapp vor der rechtspopulistischen Partei Die Finnen, dahinter liegt die konservative Nationale Sammlungspartei.
  • Dem Land steht nun eine schwierige Regierungsbildung bevor.

Die Sozialdemokraten haben dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge die vorgezogene Parlamentswahl in Finnland gewonnen. Die Partei um den Vorsitzenden Antti Rinne kommt demnach auf 17,7 Prozent. Sie erhält nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen 40 der 200 Sitze im finnischen Parlament. Die vorläufigen Berechnungen seien abgeschlossen, teilte das finnische Justizministerium mit. Das offizielle Endergebnis sollte bis Mittwoch veröffentlicht werden. Rinne erklärte, seine Partei sei erstmals seit 1999 wieder die stärkste Kraft in Finnland geworden. Bis Ende Mai wolle er eine Regierung bilden.

Die rechtspopulistische Partei Die Finnen liegt mit 17,5 Prozent auf Rang zwei, gefolgt von der konservativen Nationalen Sammlungspartei mit 17 Prozent auf Rang drei. Die liberale Zentrumspartei des bisherigen Ministerpräsidenten Juha Sipilä bekam 13,8 Prozent der Stimmen. Die Grünen stehen bei 11,5 Prozent und können somit wie die Sozialdemokraten Zugewinne im Vergleich zur letzten Parlamentswahl 2015 verzeichnen.

Dass sich mehrere Parteien im zweistelligen Bereich, aber unterhalb von 20 Prozent tummeln, hatte sich schon in Umfragen abgezeichnet. Damit stehen dem skandinavischen Land schwierige Regierungsverhandlungen bevor.

Trotz der Zugewinne der Sozialdemokraten sowie der Grünen und Linken hätte ein linkes Regierungsbündnis keine Mehrheit. Rinne dürfte also auch auf eine der anderen großen Parteien zugehen, wahrscheinlich auf Sipiläs Zentrum. Ein Bündnis mit den Rechtspopulisten ist nicht ausgeschlossen, gilt aber als unwahrscheinlich.

Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei Die Finnen zeigte sich erstaunt über ihr gutes Abschneiden. "Ich habe niemals ein derartiges Ergebnis erwartet. Ehrlich gesagt, niemand von uns hat dieses Ergebnis erwartet", sagte Jussi Halla-aho.

Die Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent. 2015 hatte sie 70,1 Prozent betragen. Kurios: Am Sonntag gaben etwas weniger Finnen ihre Stimme ab als vor dem eigentlichen Wahltermin. Mehr als 36 Prozent der knapp 4,5 Millionen wahlberechtigten Finnen und damit so viele wie nie zuvor hatten schon vorzeitig abgestimmt.

Das Abschneiden der finnischen Rechtspopulisten ist auch hinsichtlich der Europawahl am 26. Mai wichtig: Die Finnen-Partei gehört neben der deutschen AfD und der italienischen Lega zu den Parteien, die im EU-Parlament eine neue Allianz der Rechtspopulisten bilden wollen.

Finnland tritt am 1. Juli zudem turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft an. Statt mit EU-Themen befassten sich die Finnen im Wahlkampf aber vor allem mit einer gescheiterten Gesundheitspflege- und Sozialreform, dem Klimawandel sowie dem Umgang mit dem Nachbarn Russland.

© SZ.de/dpa/bix - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Finnland
:Ein Grundeinkommen macht nicht produktiver, aber glücklicher

2000 arbeitslose Finnen bekamen für zwei Jahre ein Grundeinkommen. Eine erste Studie zeigt: Die Teilnehmer fühlen sich deutlich besser.

Von Kai Strittmatter, Kopenhagen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: