Ostsee:Nach Kabelschaden: Ermittler finden lange Schleifspur am Meeresgrund

Lesezeit: 1 Min.

Die finnische Polizei untersucht mit Spezialausrüstung den Meeresboden der Ostsee. (Foto: Finnische Polizei)

Hat ein Frachtschiff im Auftrag Russlands die Stromleitung Estlink 2 in der Ostsee beschädigt? Ermittler in Finnland halten seit mehreren Tagen ein Tankschiff fest – und präsentieren nun neue Spuren. Die EU warnt vor der sogenannten russischen Schattenflotte.

Nach dem Ausfall einer Unterwasserstromleitung in der Ostsee haben finnische Ermittler eine verdächtige Schleifspur am Meeresboden festgestellt. „Die Spur ist Dutzende Kilometer lang“, teilte Ermittler Sami Paila mit.

Es steht der Verdacht im Raum, dass der von den finnischen Behörden festgesetzte Öltanker Eagle S seinen Anker am Boden hinter sich her gezogen hat, um das Kabel zu beschädigen. Das Schiff fährt unter der Flagge der Cookinseln und gehört nach Einschätzung der EU zur sogenannten russischen Schattenflotte. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe gemeint, die Russland benutzt, um Sanktionen etwa beim Öltransport zu umgehen.

Laut Polizei nehmen Ermittler an Bord technische Untersuchungen vor und befragen die Besatzung. Schlechtes Wetter auf See habe die Ermittlungen behindert. Es wurde noch nicht lokalisiert, wo sich der Anker gelöst hat.

EU-Außenbeauftragte: „Die jüngsten Sabotageversuche in der Ostsee sind keine Einzelfälle“

An Weihnachten war die Stromverbindung Estlink 2 zwischen Finnland und Estland ausgefallen. Auch an mehreren Kommunikationskabeln in der Ostsee traten Störungen auf.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnt: Russlands Schattenflotte bedrohe die Umwelt und fülle Russlands Kriegskasse. Nun stünden diese Schiffe auch unter dem Verdacht, Sabotageakte durchzuführen, sagte Kallas der Welt. Die EU werde jetzt „stärkere Maßnahmen ergreifen, um den Risiken, die von diesen Schiffen ausgehen, entgegenzuwirken“.

Die EU-Chefdiplomatin und ehemalige Ministerpräsidentin Estlands sagte weiter, Sabotage in Europa habe zugenommen, seitdem Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begonnen habe. „Die jüngsten Sabotageversuche in der Ostsee sind keine Einzelfälle. Sie sind vielmehr Teil eines Musters von absichtlichen und koordinierten Aktionen, um unsere Digital- und Energieinfrastruktur zu beschädigen.“ Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte am Wochenende gefordert, kritische Infrastruktur noch stärker zu schützen.

© SZ/dpa/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDatenverkehr
:Wie verletzlich ist unsere digitale Infrastruktur?

Schon wieder ist in der Ostsee ein Unterseekabel beschädigt worden, erneut steht der Verdacht auf russische Sabotage im Raum – und damit auch die Frage, wie angreifbar unsere Welt unter Wasser ist.

Von Leonard Scharfenberg, Stefan Kloiber, Sarah Unterhitzenberger und Carolin Werthmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: