Finnland:Attentäter von Turku war in Deutschland auffällig geworden

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Am Ort des Anschlags in Turku haben Menschen Kerzen und Blumen nach dem Anschlag niedergelegt - und ein Schild mit der Aufschrift: "Es gibt keinen Platz für Angst in Turku". (Foto: AFP)
  • Der 18-jährige Marokkaner, der mit terroristischen Motiven in der finnischen Stadt Turku zwei Menschen erstochen und acht verletzt haben soll, hielt sich längere Zeit in Deutschland auf.
  • Er hat dort keinen Asylantrag gestellt, ist aber wegen illegalen Aufenthalts erkennungsdienstlich behandelt worden.
  • Auch zwei weitere festgenommene Verdächtige sollen in Deutschland auffällig geworden sein.

Der Attentäter von Turku und weitere nach der tödlichen Messerattacke in der finnischen Stadt festgenommene Verdächtige haben monatelang in Deutschland gelebt und sind den Behörden aufgefallen.

Der 18-Jährige Marokkaner Abderrahman M., der am Freitag zwei Finninnen erstochen sowie sechs Frauen und zwei Männer verletzt haben soll, war Ende 2015 vorübergehend in Deutschland, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mitteilte. Er habe in Deutschland keinen Asylantrag gestellt, sei aber wegen illegalen Aufenthalts erkennungsdienstlich behandelt worden.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa nutzte M. bei seinem Aufenthalt in Deutschland mehrere Alias-Identitäten. Er hielt sich unter anderem in Niedersachsen auf. Die Ausländerbehörde in Dortmund verzeichnete ihn demnach im April 2016 als "unbekannt verzogen".

In Neuss wurde ihm eine Körperverletzung vorgeworfen. Wegen Terrorverdachts seien die Männer in Deutschland nicht aufgefallen, hieß es weiter. Nach Finnland sei M. 2016 gekommen. Einen Medienbericht, dass sein Asylgesuch abgelehnt worden sei, bestätigten die Behörden nicht.

Weitere Verdächtige waren ebenfalls in Deutschland

Neben dem mutmaßlichen Haupttäter wurden in Finnland vier weitere Marokkaner festgenommen, weil sie mit ihm in Kontakt standen. Nach dpa-Informationen haben sich zumindest zwei von ihnen ebenfalls in Deutschland aufgehalten.

Einer sei in Hamburg und Göttingen gewesen und wegen Raubes und illegalen Aufenthalts aktenkundig geworden. Dieser Mann habe mehr als fünf Alias-Identitäten benutzt. Ein weiterer Verdächtiger im Umfeld des Täters von Turku sei in Osnabrück zur Festnahme ausgeschrieben gewesen. In Hamburg sei der Mann wegen Diebstahls aufgefallen.

Die Polizei geht von einem terroristischen Hintergrund des Angriffs in Turku aus und glaubt, dass der Attentäter gezielt Frauen attackieren wollte. Sie ermittelt wegen zweifachen Mordes und achtfachen Mordversuchs mit "terroristischem Vorsatz".

Die Polizei hatte dem Marokkaner ins Bein geschossen, er liegt im Krankenhaus. An diesem Dienstag soll der Tatverdächtige M. per Videoübertragung dem Haftrichter vorgeführt werden. Bisher hat er die Aussage verweigert.

© SZ.de/dpa/AFP/ewid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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