Finanzministerium: Offer tritt zurück:Eklat mit Folgen: Schäubles Sprecher hat genug

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Ende nach dem Eklat: Der von Wolfgang Schäuble öffentlich kritisierte Sprecher des Finanzministeriums mag nicht mehr. Michael Offer erklärt seinen Rücktritt. Es fehle das volle Vertrauen des Ministers.

Das war zu viel der Demütigung, der Schmach: Der vom Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble öffentlich kritisierte Pressesprecher des Ministeriums, Michael Offer, ist zurückgetreten. In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief an Schäuble schreibt Offer, dass er nicht das volle Vertrauen des Ministers genieße.

Dies sei ihm nach einem offenen Gespräch über die Grundlagen der Zusammenarbeit "im besonderen Lichte der Pressekonferenz vom 4. November" deutlich geworden. Offer: "Ich erkläre daher meinen Rücktritt als Ihr Sprecher und bitte um Zuweisung einer neuen Aufgabe. Die intensive Zusammenarbeit mit Ihnen in den letzten zwölf Monaten hat mir oftmals Freude und wertvolle Erfahrungen beschert. Dafür danke ich Ihnen ausdrücklich", heißt es wörtlich.

Der CDU-Politiker Schäuble erklärte anschließend, er habe Offers Wunsch, ihn von seiner Funktion als Sprecher des Ministers zu entbinden entsprochen. Ausdrücklich dankte der Minister Offer "für seinen unermüdlichen Einsatz und für seine Loyalität".

Schäuble hatte Offer während einer Pressekonferenz zur Steuerschätzung heftig zurechtgewiesen, weil den rund 50 anwesenden Journalisten die neue Prognose noch nicht schriftlich vorgelegen hatte. Als Offer sich rechtfertigen wollte, hatte der Minister ihn wütend aufgefordert: "Reden Sie nicht, sondern sorgen Sie dafür, dass die Zahlen verteilt werden."

Offenbar war der Minister mit der Arbeitsweise seines Sprechers zutiefst unzufrieden. "Ich verlasse diese Pressekonferenz so lange, bis die Zahlen verteilt sind", hatte Schäuble verkündet. Dann rollte er tatsächlich aus dem Saal. Nach einigen Minuten kam er zurück und redete offenbar von "Scherbenhaufen".

Der Eklat ist für eine Bundesregierung erstaunlich. Das Video von dem Zwischenfall findet im Internet zahlreiche Fans.

Angesichts des Wirbels in den Medien über seinen Auftritt hatte der Minister seine Kritik am Wochenende in der Onlineausgabe der Bild am Sonntag bedauert: "Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert."

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hatten sich vor Schäuble gestellt. Die Kanzlerin habe keine Zweifel an der Personalführungskompetenz ihres Finanzministers, ließ Merkel erklären. Gröhe sagte: "Wir sind alle Menschen, auch wenn wir Hervorragendes leisten wie das der Finanzminister ohne Zweifel tut."

Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Altmaier (CDU), nahm Schäuble in Schutz. Er selbst sei vier Jahre lang Parlamentarischer Staatssekretär Schäubles im Innenministerium gewesen. Die Umgangsformen Schäubles seien in dieser Zeit "immer von großem gegenseitigen Respekt geprägt gewesen" und hätten sich sehr wohltuend von dem abgehoben, was bisweilen von anderen Ministern berichtet worden sei.

Trotzdem zog Offer jetzt die Konsequenzen. Er werde aber weiter im Ministerium arbeiten, sagte ein weiterer Ministeriumssprecher.

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