Film:Der Lohn der Frauen

Hollywoodschauspielerinnen werden schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Robin Wright hat nun durchgesetzt, dass sie bei der Serie House of Cards so viel verdient wie Kevin Spacey.

Von Susan Vahabzadeh

Im Fernsehen und auf der Kinoleinwand haben sich die Rollenbilder in den zurückliegenden zehn, zwanzig Jahren verändert. Zappte man früher durch die Programme, begegneten einem Frauen dort überwiegend als hingebungsvolle Helferinnen, unselbstständige Dekorationsobjekte - oder als hysterisch kreischende Opfer. Inzwischen gibt es auch andere Figuren: durchtriebene Anwältinnen, Spitzen-Ermittlerinnen. Robin Wright beispielsweise spielt in der Serie "House of Cards" eine intrigante Politikergattin, die eifrig und eisig Strippen zieht in Washington. Was sich im Unterschied zu den Rollen nicht verändert hat: das Gefälle der Gagen. Robin Wright hat nun beschlossen, sich zu benehmen wie die Frau, die sie spielt - und durchgesetzt, dass sie genauso viel Geld pro Folge bekommt wie Kevin Spacey, der männliche Star in der Serie.

Seit vor anderthalb Jahren die Server des Unterhaltungsriesen Sony gehackt wurden, gibt es in Hollywood die Debatte über den "Pay Gap", die Kluft, die sich auftut zwischen den Gagen von Männern und Frauen. Damals kam heraus, dass Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence weniger Geld bekam als ihre männlichen Partner im Film "American Hustle". Lawrence sagte, sie habe damals zugestimmt, weil sie nicht als Zicke dastehen wollte.

Warum sollen Schauspielerinnen weniger verdienen als Männer?

Schauspielerinnen werden aber nicht nur deshalb schlechter bezahlt, weil sie weniger ums Geld streiten als Männer. In wenigen Serien oder Filmen ist eine Schauspielerin so eindeutig die Hauptperson wie Meryl Streep in "Die Eiserne Lady". Sobald man über den Beitrag eines Darstellers zu einem Film aber unterschiedlicher Ansicht sein kann, finden die meist männlichen Produzenten die Leistung ihrer Geschlechtsgenossen wichtiger und wertvoller als die einer Frau. Jennifer Lawrence kann ja nicht beweisen, dass die Leute, die sich "American Hustle" im Kino angesehen und dafür bezahlt haben, das ihretwegen taten und nicht wegen Bradley Cooper.

Studios versuchen durchaus herauszufinden, welche Schauspieler viele Besucher garantieren. Aber das ist kompliziert. Man kann zwar ausrechnen, dass mit Harrison Ford, der "Star Wars" gemacht hat und "Indiana Jones", mehr Geld verdient wurde als mit irgendwem sonst - aber nicht, ob das sein alleiniges Verdienst ist. Scarlett Johansson hat den Studios mehr Umsatz beschert als irgendeine andere Schauspielerin, aber weniger als Gary Oldman. Gehen wirklich mehr Leute wegen Oldman in einen Film als wegen Johansson?

"House of Cards" ist eine Serie, die seit Jahren läuft und an der viele Marketingstrategen herumanalysieren - so fand Robin Wright heraus, dass sie bei den Zuschauern gut abschnitt. Sie kann belegen, dass ihr Abgang der Serie schaden würde, so wie es der von Spacey täte.

Jetzt könnte man sagen: Robin Wright hat auch vorher viel verdient, und keine Sekretärin bekommt nun mehr, weil eine Hollywood-Frau die Gleichberechtigung bei ihrer Millionengage durchsetzt. Aber Wright will ein Vorbild ein - und sie wäre ein schlechtes, würde sie sich klaglos fügen.

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