FIFA:Sonnenkönig

Gianni Infantino beherrscht den Verband wie ein Sonnenkönig. Seine neuste Lüge sollte endlich juristische Konsequenzen haben.

Von Thomas Kistner

Fast überall auf der Welt ist der Fußball noch in der Corona-Pause. Aber Gianni Infantino, der Chef des Weltverbandes, füllt die Zeitungsseiten und TV-Sendungen mit seinen Affären auch allein - vor allem in der Schweiz, wo die Fifa ihren Sitz hat. Gerade erst leitete die Politik in Bern ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Bundesanwalt Michael Lauber ein; das ist nicht irgendein Jurist, sondern der Chefankläger des Landes. Lauber hatte sich auf Infantinos Drängen immer wieder diskret mit diesem getroffen - und so zentrale Ermittlungen seiner Behörde gefährdet.

Nun zeigt sich, dass Infantino auch innerhalb der Fifa Sonnenkönig spielt. Als ihm die gebuchte Rückreise von einer Lateinamerika-Visite zu beschwerlich erschien, leierte er einen teuren Heimflug per Privatjet an und täuschte dafür die eigenen Compliance-Aufpasser. Infantino ließ die Extrakosten mit einem wichtigen Geschäftstermin begründen - den es aber gar nicht gab. Sein Pech: Der angebliche Gesprächspartner hatte den Tag viele Flugstunden fern von der Schweiz bei einem Staatsbesuch verbracht.

Der teure Privatjet ist das eine. Das andere ist die Lüge. Diese darf jetzt nicht noch institutionellen Segen erhalten, indem das Ethikkomitee der Fifa - wieder einmal - kein Ermittlungsverfahren gegen den Boss eröffnet, der ja nicht zum ersten Mal die Regeln bricht. Aber auch die Schweizer Strafjustiz, die bisher eher als Leibgarde des Zürcher Fußball-Cäsaren auftrat, muss den neuen Vorfall unter dem Aspekt der Geschäftsuntreue prüfen.

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