Fidel Castro:Kubanische Selbstkritik

Die Äußerungen Fidel Castros zeigen erneut, dass Kuba sich verändern muss. Vielleicht taugt Chinas Staatskapitalismus als Vorbild. Die USA und Europa sollten helfen, ohne sich einzumischen.

Peter Burghardt

Wer auf Kuba das letzte Wort hat, das weiß außerhalb der Machtzirkel niemand. Aber einer der beiden Castros wird es sein. Offiziell ist seit Fidels Krankheit Raúl Castro der Staatschef. Ihm kann es nur recht sein, wenn nun auch sein Bruder Fidel in einem Gespräch mit einem US-Magazin am kubanischen Modell zweifelt.

Fidel Castro

Fidel Castros Kritik am kubanischen Wirtschaftssystem geht in die richtige Richtung.

(Foto: dpa)

Zwar ist nicht alles, was der alte Mann derzeit sagt, als richtungsweisend zu verstehen. Der vormalige Präsident ist 84 Jahre alt und hat ein schweres Darmleiden hinter sich. Doch wenn der Vorstoß von Castro I. kein Versehen war, dann geht es in die richtige Richtung.

Ansatzweise Reformen

Jeder weiß, dass sich das sozialistische Eiland verändern muss. Kuba muss selbst entscheiden, welches System es will. Ohne eine zumindest teilweise Öffnung für die Privatwirtschaft allerdings gerät der Staat immer tiefer in die Krise.

Initiativen oft gut ausgebildeter Kubaner werden gebremst. Raúl Castro will Reformen ansatzweise zulassen, offenbar nach schwerem Kampf mit Funktionären, die keinen Wandel wollen. Immer wieder heißt es, vorneweg Fidel Castro wolle eine Wende verhindern. Mit seinen neuen Aussagen dagegen lässt er vermuten, dass ihm der Ernst der Lage bewusst ist. Auch mit seiner historischen Selbstkritik zur Kuba-Krise zeigt der Veteran aus Havanna Vernunft.

Jetzt müssen den Worten Taten folgen, und dies möglichst bald. Vielleicht taugt Chinas Staatskapitalismus als Vorbild. Die USA und Europa sollten helfen, ohne sich einzumischen. Fidel Castro könnte jedenfalls entscheidend dazu beitragen, die Lebensbedingungen auf der Insel zu verbessern. Die Geschichte wird mich freisprechen, hat er einst gesagt. Noch ist diese Geschichte nicht vorbei.

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