Süddeutsche Zeitung

FDP startet Frauen-Offensive:Sehnsucht nach Weiblichkeit

Die Herren bei den Liberalen können sich auf etwas gefasst machen: Cornelia Pieper, stellvertretende Vorsitzende, will ,,die Männer-Partei FDP ein bisschen umwälzen'' - und setzt dabei auf ungewöhnliche Ideen.

Peter Blechschmidt

Die FDP sei "die perfekte Plattform für die moderne, selbstbewusste, unabhängige Frau'', sagt sie. Nur bis zu den Frauen im Land hat sich das noch nicht herumgesprochen - und das will Pieper ändern.

Die blonde fast 48-Jährige aus Sachsen-Anhalt, die von 2001 bis 2005 auch Generalsekretärin der Partei war, hat sich ein Konzept ausgedacht, mit dem die Frauenförderung in der FDP aus der Sackgasse fruchtloser Antragsberatungen auf Parteitagen auf die Ebene aktiver Parteiarbeit gehoben werden soll.

"Ladies Lunch"

Die FDP ist die einzige Partei, in der es noch keine irgendwie geartete Frauenquote gibt. Alle Versuche, dergleichen einzuführen, sind gescheitert - sinnigerweise waren immer die Frauen am vehementesten dagegen, so Pieper.

Das Ergebnis: Nur 23 Prozent der Parteimitglieder sind weiblich, in den drei Landesregierungen mit FDP-Beteiligung gibt es keine Ministerin und keine Staatssekretärin. Von den 6000 Neumitgliedern, derer sich die FDP im vergangenen Jahr rühmt, sind gerade 20 Prozent weiblich.

Den Auftakt zur Frauen-Offensive bildet am kommenden Dienstag ein ,,Ladies-Lunch'', gesponsert vom Vorstand der Bundestagsfraktion. Eingeladen sind unter anderen die NDR-Journalistin Maria von Welser und die Köchin Sarah Wiener.

Begrüßt werden die Damen von Partei- und Fraktionschef Guido Westerwelle. Das Hauptreferat soll die Schriftstellerin Thea Dorn halten, die im vorigen Jahr mit dem Buch ,,Die neue F-Klasse - Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird'' einen Gegenentwurf zu den Hausmütterchen-Thesen von Eva Herman vorgelegt hat.

Der Ladies-Lunch soll nach den Vorstellungen Piepers zur Keimzelle eines Frauen-Netzwerkes werden, das natürlich nicht auf die FDP-Mitgliedschaft begrenzt sein soll. Für diejenigen, die in der Partei aktiv werden wollen, regt Pieper ein so genanntes Mentoring-Programm an. Bundestagsabgeordnete und Landespolitiker sollen jeweils ein Jahr lang talentierte Jung-Politikerinnen in die Praxis des Politikbetriebs einführen.

,,Bürgerinnenpreis der FDP''

Hinzukommen sollen Seminare bei der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. Am Ende gibt es dann ein Zertifikat, das ausweist: ,,Potentielle Kandidatinnen bei Wahlen.''

Derzeit wird noch an einem ,,Anforderungsprofil'' für die Mentoren gearbeitet. Der Frage, ob das Machotum in der FDP besonders ausgeprägt sei, weicht Pieper insofern aus, als sie darauf verweist, Machos gebe es in allen Parteien. Klar ist für sie aber auch: Frauenpolitik kann man nur mit den Männern machen, nicht gegen sie.

Zusätzlich will Pieper einen - nicht mit einem Geldbetrag dotierten - ,,Bürgerinnenpreis der FDP'' ausloben. Damit sollen Frauen geehrt werden, die ,,in vielfältiger Hinsicht eine außergewöhnliche Leistung'' erbringen - gleichgültig ob in Beruf oder Familie, Kunst, Kultur oder in einem sozialen Ehrenamt.

Zur Attraktivität des Preises würde sicher ein berühmter Name beitragen. Marie Curie, die erste Nobelpreisträgerin überhaupt, war eine Favoritin Piepers, aber einen Curie-Preis verleiht bereits die Humboldt-Stiftung. Dann verfiel man auf Elly-Heuss-Knapp, die Frau des ersten Bundespräsidenten. Aber ,,Elly-Preis'' war den liberalen Damen dann doch zu putzig.

Vorschläge werden noch entgegengenommen - auch von Männern.

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