FDP: Parteichef unter Druck:77 Prozent Zustimmung - Liberale stehen zu Westerwelle

Der Parteichef ist angeschlagen und angezählt - aber genießt noch Rückhalt bei der liberalen Basis: In einer Umfrage sprechen sich viele FDP-Anhänger für Guido Westerwelle aus. Dieser denkt schon an 2011.

Viele FDP-Politiker, die an die anstehenden sechs Landtagswahlen denken, sehen in ihm "einen Klotz am Bein" - doch bei der liberalen Basis besitzt Guido Westerwelle überraschend großen Rückhalt. Einer Emnid-Umfrage für das Magazin Focus zufolge sprachen sich 77 Prozent der FDP-Sympathisanten dafür aus, dass der Außenminister und Vizekanzler die FDP auch Parteichef bleibt.

Abgesehen von den FDP-Anhängern genießt Westerwelle allerdings wenig Unterstützung: Unter allen Befragten plädierten 49 Prozent dafür, dass er auf seinen Parteiposten verzichtet. Dazu war der Parteichef in den vergangenen Tagen angesichts der anhaltend schlechten Umfragewerte der FDP auch von Landesverbänden gedrängt worden.

Der Bezirksverband Köln/Bonn, Westerwelles politische Heimat, sicherte hingegen dem Parteivorsitzenden seine volle Unterstützung zu. "Der mitgliederstärkste FDP-Bezirksverband Deutschlands steht geschlossen hinter seinem Bundesvorsitzenden", erklärte Verbandschef Werner Hoyer, der als Staatsminister hinter Westerwelle im Auswärtigen Amt die Nummer zwei ist. "Wir sind überzeugt, dass die parteiintern wie -extern vorgetragene Kritik an Guido Westerwelle ebenso unverhältnismäßig wie unsachlich ist."

Westerwelle spricht vom anstehenden "Jahr der Bewährung"

Westerwelle bezeichnete unterdessen 2011 als "ein Jahr der Bewährung" für die Liberalen. Er zähle auf die Unterstützung der FDP-Mitglieder, schrieb er in einem Weihnachtsgruß an die Parteifreunde und "alle unsere Freunde der Freiheit". Man könne die Herausforderungen gemeinsam bestehen, versicherte Westerwelle. Voraussetzung sei, dass "wir uns der Probleme der Bürger annehmen und insbesondere die Interessen der Mitte vertreten, die unsere Gesellschaft trägt".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier glaubt dagegen nicht an eine Zukunft Westerwelles als Parteichef. "In Parteien ist es ein langer Weg, bis Enttäuschungen aufgearbeitet sind. Ob die FDP Westerwelle dafür die Zeit gibt, bezweifele ich", sagte er der Bild am Sonntag.

Ursache für den Absturz der FDP seien die gebrochenen Wahlversprechen Westerwelles: "Er ist Vorsitzender einer Partei, die sich mit einer Wählertäuschung in die Regierung gebracht hat." Steinmeier sagte weiter: "Die FDP besteht aus dem amtlichen Endergebnis der letzten Bundestagswahl, ansonsten ist sie mausetot."

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