FDP: Nach Kritik an Parteikritik:Kubickis Wahrheiten

Nein, Guido Westerwelle ist nicht Erich Honecker. In der restlichen Analyse von Wolfgang Kubicki steckt jedoch viel Richtiges: Der FDP-Chef ist noch da, weil kein anderer an seine Stelle treten kann.

Nico Fried

Bloß gut, dass Wolfgang Kubicki die FDP mit der DDR verglichen hat. Der Mann gilt ohnehin vielen als verrückt. Und über den Vergleich können sich jetzt all jene Liberalen aufregen, die nicht zugeben wollen, dass in der restlichen Analyse des schleswig-holsteinischen Fraktionschefs viel Richtiges steckt.

Kubicki kritisiert Zustand der FDP

Wolfgang Kubicki (rechts) und Guido Westerwelle: Der FDP-Chef kämpft bis heute mit Seriositätsverlust.

(Foto: dpa)

Nein, Guido Westerwelle ist nicht Erich Honecker. Aber die personellen Defizite, die mangelhafte Kommunikation und die Ziellosigkeit der FDP beschreibt Kubicki so zugespitzt wie zutreffend. Manches davon ist ja auch längst Mehrheitsmeinung in der Partei, zum Beispiel die Fehler aus dem ersten Jahr der Koalition.

Kubicki ist clever genug, den Rücktritt des Parteichefs nicht direkt zu fordern. Er spricht aber aus, was viele Liberale denken: Westerwelle ist noch da, weil kein anderer da ist. Die FDP büßt heute dafür, dass sie sich stets auf den Chef verlassen und es sich ansonsten bequem gemacht hat. Manchmal wirkt das, als wünsche sich die Partei ein Wahldesaster für 2011, damit die Veränderung, die sie aus sich heraus nicht schafft, endlich von außen aufgezwungen wird.

In einem Punkt allerdings irrt Kubicki gewaltig: Einer wie sein Freund Jürgen Möllemann fehlt der FDP nicht. Im Gegenteil hat das Elend im Frühjahr damit angefangen, dass Westerwelle versuchte, den beginnenden Abstieg nach der Methode Möllemann aufzuhalten.

Die Hartz-IV-Debatte, die Warnung vor spätrömischer Dekadenz und der behauptete Mut zum Bruch eines Tabus, wo kein Tabu war, haben nicht nur den Abwärtstrend beschleunigt. Westerwelle hat sich damit geschadet, weil er als Empörungspolitiker zurück ins Verhalten eines Oppositionellen wechselte. Mit diesem Seriositätsverlust kämpft er bis heute.

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