FDP-Parteitag in Dresden:Mit Parteichef Lindner auf dem Sofa

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Christian Lindner ist seit 2013 Vorsitzender der FDP. (Foto: dpa)

Der FDP geht es schlecht. Ihr Parteichef Christian Lindner erklärt vor dem Parteitag in Dresden, wie er künftig Aufmerksamkeit erzeugen will: Mit Hilfe kleiner Zeitungen und ganz, ganz kleiner Auftritte.

Von Stefan Braun, Berlin

Auch acht Monate nach der verheerenden Wahlniederlage hat sich die politische Stimmung für die FDP nicht gebessert. Derzeit liegt die Partei in Umfragen bei drei bis vier Prozent, das klingt nicht nach Zukunft. Umso mehr stellt sich die Frage, wie Parteichef Christian Lindner seine Truppe noch mal aufrichten möchte. Abgesehen von ein paar Fernsehauftritten Lindners ist die Partei aus den politischen Debatten in Berlin weitgehend verschwunden.

War die Niederlage also kein Unfall, sondern Vorbote für das endgültige Ende? Wenn sich die FDP an diesem Wochenende zum Parteitag in Dresden trifft, werden die Delegierten darauf eine Antwort erwarten.

Derzeit gibt es für Liberale nur einen Hoffnungsschimmer: die Umfragen, die nach der Sympathie für eine liberale Partei fragen. Mehr als 25 Prozent sagen nämlich, dass sie eine solche Partei für unverzichtbar halten. Und 19 Prozent setzen darauf, dass sich die FDP zurückkämpft. Diese Zahlen sind es, die in der FDP die Hoffnung am Leben erhalten.

Kein Wunder, dass Lindner sie jetzt in einem Brief an alle Führungskräfte besonders hervorhebt. Das fünfseitige Schreiben, vor wenigen Tagen verschickt, ist ein einziger Appell, jetzt nicht aufzugeben. "Die Wiederaufrichtung der FDP braucht Nervenstärke", schreibt der Parteichef. Und das richtet er nicht nur an alle anderen, sondern auch an sich selber. Dabei versucht er, die schlechten Werte bei den Menschen als aktuelles Phänomen zu erklären. Die wirtschaftliche Lage sei exzellent; mehr Menschen als jemals zuvor würden ihre Situation als gut einschätzen. Deshalb überrasche es nicht, "dass es seit der Bundestagswahl keine nennenswerte Veränderung in der öffentlichen Meinung" gebe. Zumal die Medien ihre Berichterstattung bislang weitgehend auf Berichte über die Regierung beschränkten.

Nüchtern im Ton legt Lindner schonungslos offen, warum es so schwer ist, öffentlich überhaupt noch stattzufinden. Verschärft wird das noch durch die Tatsache, dass die Partei unter Muskelschwund leidet. Gerade mal zwanzig Mitarbeiter sind noch in der Parteizentrale, und die sollen die Arbeit der bislang gut 500 Mitarbeiter in der Bundestagsfraktion ersetzen. Das ist schlicht unmöglich.

Um dem zu begegnen, will Lindner bis 2017 nicht nur das Programm reformieren. Er will schon jetzt die Medien-Strategie ändern. So soll die Partei systematisch "die oft unterschätzten Regionalzeitungen pflegen". Und ihre Führungsmitglieder sollen nicht mehr auf große, sondern auf ganz kleine Auftritte setzen. Nach dem Vorbild der österreichischen Neos, einer liberalen Neugründung, die bei den letzten Nationalratswahlungen im Herbst 2013 einen Achtungserfolg erzielte, sollen sie bewusst bei den Menschen zu Hause an die Tür klopfen. Das Prinzip: Neumitglieder sollen Freunde und Bekannte einladen, um dann im eigenen Wohnzimmer mit einem aus der FDP-Spitze zu diskutieren.

80 solcher Auftritte gab es bislang. Bei gut 3500 Neumitgliedern seit September gibt es noch Spielraum nach oben. Jetzt komme es auf die "persönliche Überzeugungskraft" an, schreibt Lindner. Knapper hätte er nicht sagen können, was der FDP zuletzt am allermeisten gefehlt hat.

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