"Man muss sich auch Gehör verschaffen", schreibt Helmut Metzner in seinem Blog. Er habe dies durch "unkonventionelle Aktionen" versucht. Schon auf dem Kinderspielplatz sei er politisch gewesen: Er habe sich gegen die Zwänge der Physik wehren wollen und "flog befördert durch die Zentrifugalkraft aus dem Kinderkarussell". Dabei, gesteht Metzner, "bin ich auf den Kopf gefallen. Und hatte einen leichten Dachschaden, der aber mit sieben Stichen behoben werden konnte".
Als Erwachsener war Metzner erfolgreicher. Er machte Karriere bei der FDP, war Büroleiter des Parteichefs Guido Westerwelle. Bis am Donnerstag bekannt wurde, dass sich Metzner auf unlautere Weise Gehör verschafft hatte - bei der US-Botschaft.
"Geradezu lächerlich"
Metzner wurde gefeuert, er soll sich "anderen Aufgaben" widmen. Er ist der Maulwurf, der "junge, aufstrebende Parteigänger", der dem US-Botschafter in Berlin, Philip Murphy, haufenweise Parteiinterna zukommen ließ. So steht es in einer US-Depesche, die von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurde. Seitdem gibt die FDP ein äußerst konfuses Bild ab.
So bestritt Entwicklungsminister Dirk Niebel zunächst, dass es einen Informanten gab. Er halte den Vorwurf für "geradezu lächerlich". Im Umfeld von Parteichef Guido Westerwelle wurde die Theorie verbreitet, der Außenminister habe selbst dafür gesorgt, dass die Interna die US-Botschaft erreichen. So habe Westerwelle die USA von seiner Amerikafreundlichkeit überzeugen wollen.
Aus Parteikreisen verlautete, Metzner habe nie mit US-Botschafter Philip Murphy selbst gesprochen, sondern nur "auf Arbeitsebene" Kontakt mit einem Mitarbeiter der Botschaft gehabt. Niebel wies daraufhin, dass Metzner lediglich harmlose Details ausgeplaudert habe: "Er hat zum Beispiel verraten, dass wir für den Abzug der letzten amerikanischen Atomwaffen sind. Das steht übrigens auch im Wahlprogramm", sagte Niebel im ZDF-Morgenmagazin. Auch die schon bekannte Liste der Teilnehmer der Koalitionsverhandlungen gab Metzner weiter.
Fahndung mit Nachdruck
Niebels demonstrative Gelassenheit stand jedoch im Gegensatz dazu, was hinter den Kulissen passierte. Im Führungskreis der Partei entstand die Idee, von allen leitenden Mitarbeitern eine eidesstattliche Erklärung zu verlangen. Das sei schnell wieder verworfen worden, um das Betriebsklima im Thomas-Dehler-Haus nicht allzu sehr zu belasten. Allein der Vorschlag zeigt jedoch, mit welchem Druck nach dem Verräter gesucht wurde.
Letztlich offenbarte sich Metzner selbst. Er stand auf der Liste der Mitarbeiter, die bei den Koalitionsverhandlungen in der NRW-Landesvertretung Protokoll geführt hatten. Das waren nicht allzu viele - früher oder später wäre Metzner enttarnt worden.
Rechtliche Schritte will die FDP gegen ihn nicht einleiten, mit der Entbindung Metzners von seinen Aufgaben - neben der Büroleiter-Stelle war er auch für die Abteilung Internationale Beziehungen zuständig - hätte die Angelegenheit für die FDP beendet sein können. Eine Pressemitteilung, ein Rüffel vom Chef, die Versetzung auf ein anderes, weniger bedeutsames Pöstchen - so sind schon Delinquenten mit weit größeren Verfehlungen abgestraft worden.
Statt aber souverän einen Schlussstrich zu ziehen, feuert die FDP-Spitze die Debatte weiter an. Ihr Verhalten in der Maulwurf-Causa ist allzu widersprüchlich.