Süddeutsche Zeitung

FDP:Lindner und die Mitte

Der Parteichef muss sich jetzt weiter nach rechts abgrenzen.

Von Daniel Brössler

Als die FDP bei der Hamburger Bürgerschaftswahl vor fünf Jahren mit 7,4 Prozent einen Erfolg einfuhr, war das ein Zeichen für die ganze Partei. Es stärkte ihren Glauben daran, dass die Rückkehr in den Bundestag möglich ist. Umgekehrt kann die FDP ihr Scheitern in Hamburg nun nicht als regionales Ereignis abtun. Der verfehlte Wiedereinzug in die Bürgerschaft muss ihr Warnung sein, auch für die Bundestagswahl. Nun kommt es darauf an, was Parteichef Christian Lindner aus dieser Warnung macht.

Zumindest zwei Hinweise hat Lindner schon gegeben. Zum einen will er den Parteitag im Mai nutzen für Imagekorrekturen. Vor allem soll die Partei ein ökologischeres Profil bekommen. Zum anderen setzt Lindner nach dem Desaster von Thüringen auf eine unmissverständliche Abgrenzung nach rechts. Abgesehen vom Irrlichtern der ersten Stunden hat Lindner mit seinem Krisenmanagement und seinen Entschuldigungen Klarheit geschaffen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil ignoriert dies böswillig, wenn er der FDP bereits einen Platz in der Mitte abspricht.

Ob die Abgrenzung aber dauerhaft funktioniert, hängt vor allem von Lindner ab. Bislang hatte er mit Anspielungen und Themensetzungen durchaus auch weit rechts gefischt. Wenn die FDP ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will, muss damit Schluss sein.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2020
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