FDP im Umfragetief:Rösler vor dem Boxsack

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Die Liberalen verharren im Umfragetief. Nun versucht es der neue Parteivorsitzende mit auf die Öffentlichkeit zielenden Auftritten - und markigen Ankündigungen. Doch seriöse Politik ist etwas anders.

Peter Blechschmidt

Der FDP-Vorsitzende ist es offenbar leid, als der nette Herr Rösler zu gelten. Für Bild am Sonntag zog Philipp Rösler sogar Boxhandschuhe an. Aus einer Doppelseite heraus fixiert ein bemüht finster blickender Wirtschaftsminister den Leser, während seine Rechte einen Boxsack trifft, der auch noch die Aufschrift Green Hill trägt. Im dazu gehörenden Text wiederholt Rösler - und der Leser wähnt sich in der 24. Runde, obwohl ein Boxkampf ja nur über zwölf geht - das Mantra der FDP: Steuerentlastung zum 1. Januar 2013, keine Euro-Bonds, die Koalition mit der Union wackelt nicht.

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An dem gestellten Foto stimmt nichts. Rösler boxt in seiner Freizeit keineswegs. Statt Sportkleidung trägt er ein weißes Oberhemd und Jeans mit Ledergürtel. Statt auf den Sandsack schaut er in die Kamera. Allzu dick aufgetragen auch die Anspielung auf den politischen Gegner, die Grünen. Und so richtig zum Fürchten ist sein Blick auch nicht. Warum nur lässt sich jemand, der ernst genommen werden will, auf so ein durchsichtiges Show-Spektakel ein?

Nur durch solides und seriöses Arbeiten könne die FDP verloren gegangenes Vertrauen der Wähler zurückgewinnen, hat Rösler als Losung für seine Partei ausgegeben. Unter solide versteht er offenbar vor allem das bedingungslose Nein zu Euro-Bonds und das unerschütterliche Ja zu Steuersenkungen. Niemand soll auf die Idee kommen, die FDP stehe nicht zu ihrem Wort. Mittlerweile fragen sich auch viele in den eigenen Reihen, ob diese Augen-zu-und-durch-Politik wirklich das richtige Mittel ist, die FDP wieder nach vorn zu bringen. Standfestigkeit ist gut und nötig - in der Politik wie im Boxring. Schlecht inszenierte Knalleffekte gehen meist nach hinten los.

© SZ vom 22.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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