FDP-Chef unter Druck:Röslers Blick in den Abgrund

FDP-Präsidiumssitzung

Die niedersächsische Landtagswahl im Januar wird über das politische Schicksal von FDP-Chef Philipp Rösler entscheiden.

(Foto: dpa)

Selbst wenn es die FDP in Niedersachsen irgendwie in den Landtag schafft, wird Parteichef Rösler schwer um seinen Posten kämpfen müssen. Wer nie am Abgrund gestanden habe, könne kein Großer werden, hat Joschka Fischer einmal gesagt. Im Falle des FDP-Chefs gilt aber eher: Nicht jeder wird ein Großer, nur weil er am Abgrund steht.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Vor Kurzem hat sich Philipp Rösler auf Joschka Fischer berufen. Der Grüne habe mal gesagt, wer nie am Abgrund gestanden habe, könne kein Großer werden. An dieser Einlassung ist zunächst ganz nett, dass sich der freundliche Herr Rösler an einem Vorgänger orientiert, der in vielfacher Hinsicht das genaue Gegenteil von ihm war. Interessant aber ist vor allem das Eingeständnis des FDP-Chefs, wie schlecht es um ihn politisch steht.

Die Gesetze politischer Dynamik sind eindeutig und unerbittlich: Wenn die FDP in Niedersachsen nicht in den Landtag kommt, fällt Rösler. Und selbst wenn sie reinkommt, aber die Regierungsmehrheit mit der CDU verliert, wird der Vorsitzende hangeln und strampeln müssen, um seinen Posten zu behalten.

Die Schicksalswahl für Rösler erinnert an 1998, als ein gewisser Gerhard Schröder die Landtagswahl zur Vorentscheidung über die Kanzlerkandidatur machte. Die Niedersachsen, zumal jene mit Hang zur SPD, wussten, dass sie eigentlich über eine bundespolitische Frage abstimmten.

Genauso weiß 2013 die liberale Klientel, dass sie eine Vorentscheidung über die bundespolitische Aufstellung der FDP trifft. Im Falle Schröders wirkte das mobilisierend. Im Fall Rösler ist das - vorsichtig ausgedrückt - ungewiss. Und was Joschka Fischers Spruch betrifft, gilt eben auch: Nicht jeder wird ein Großer, nur weil er mal am Abgrund stand.

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