Kommunikation:In Österreich darf nicht mehr gefaxt werden

Lesezeit: 2 Min.

In Österreich darf nicht mehr gefaxt werden. Mancherorts wurden Befunden stattdessen mit dem Rettungsdienst hin- und hergeschickt,
In Österreich darf nicht mehr gefaxt werden. Mancherorts wurden Befunden stattdessen mit dem Rettungsdienst hin- und hergeschickt, (Foto: Daniel Scharinger/IMAGO)

Das Verbot trifft Krankenhäuser, Arztpraxen und Gesundheitsämter besonders hart, dort ist die Affinität zu dieser Technik sehr hoch. Die Folgen könnten aus einem Roman von Franz Kafka stammen.

Von Verena Mayer, Wien

Das Genre des Katastrophenfilms lebt davon, sich auszumalen, was passiert, wenn ein Staat durch eine Bedrohung von außen lahmgelegt wird, durch Naturkatastrophen, Meteoriten oder die Ankunft von Außerirdischen. Worüber es noch keinen Katastrophenfilm gibt, sind die Alltagsgegenstände, die jede Verwaltung an den Rand des Zusammenbruchs bringen können. Das Faxgerät zum Beispiel beziehungsweise dessen Fehlen.

In Österreich ist es seit Anfang Januar verboten, im Gesundheitsbereich Faxe zu verschicken. Grund ist der Datenschutz beziehungsweise das sogenannte Gesundheitstelematikgesetz. Ihm zufolge gehört das Verschicken von Faxen nicht zu den „datenschutzkonformen Kommunikationskanälen“.

Allerdings ist in Österreich die Affinität zum Faxgerät ähnlich hoch wie in Deutschland, wo einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2023 zufolge noch 82 Prozent der Unternehmen Faxe verschickten, ein Drittel sogar „häufig oder sehr häufig“. In Österreich sind es vor allem Krankenhäuser, Arztpraxen oder Gesundheitsbehörden, in denen Befunde, Laborberichte oder Anträge gerne auf das Faxgerät gelegt werden. Während der Corona-Pandemie erlebte der Übertragungsweg noch mal einen Peak, weil die vielen Daten über die Ausbreitung des Virus vielerorts nur per Fax übermittelt wurden.

Das Faxverbot traf das österreichische Gesundheitswesen dann auch ziemlich hart. Denn nicht nur durfte seit 1. Januar nicht mehr gefaxt werden, es gab auch keine einheitliche Alternative. Die digitalen Systeme zur Datenübermittlung sind oft nicht kompatibel, jede Arztpraxis, jedes Krankenhaus, jede Reha-Einrichtung, jede Apotheke kommuniziert unterschiedlich. Die Folge: „Chaos im Gesundheitswesen“, wie der Standard schrieb. So seien in den vergangenen Wochen mancherorts Befunde oder Röntgenbilder mit Taxis, Boten oder sogar dem Rettungsdienst hin- und hergeschickt worden.

Bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), der größten sozialen Krankenversicherung, heißt es auf Anfrage, man wisse von diesen Vorfällen nichts. Gleichwohl laufe die Kommunikation nicht „so schnell und reibungslos wie gewünscht“. Die niederösterreichische Landesgesundheitsagentur teilt mit, dass die mit dem Verbot „verbundenen Herausforderungen“ vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte betreffen. Als Lösung sollen nun diverse digitale Plattformen bereitgestellt werden, über die Nachrichten oder Befunde datenschutzkonform verschickt werden können.

Welche Plattformen es gibt und auf welcher die jeweiligen Gesundheitsanbieter kommunizieren, ist derzeit so schwierig zu durchschauen wie die Mühlen der Bürokratie in einem Roman von Franz Kafka. Kafka war übrigens selbst ein Kenner des österreichischen Gesundheitswesens, er arbeitete als Jurist für die Arbeiter-Unfallversicherung. Der Ausweg, den die niederösterreichische Ärztekammer (ÄKNÖ) für das aktuelle Wirrwarr gefunden hat, könnte aus seiner Feder stammen: Auf der Website der ÄKNÖ können Ärztinnen und Ärzte ein Dokument mit dem Titel „Formular zur Mitteilung über die verwendete Kommunikationsart“ herunterladen und ausfüllen, für welches System sie sich entschieden haben. Wie dieses Formular an die zuständigen Stellen gelangen soll, beantwortet die ÄKNÖ nicht. Hoffentlich nicht per Fax.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: