Zu den deutschen Wörtern, die es in andere Sprachen geschafft haben, gehören nicht nur der Blitzkrieg und das Wunderkind, sondern auch Faust; also nicht die, sondern der. Die französische Finanzstaatsanwaltschaft hat dem früheren Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy einen „pacte de corruption faustien“ vorgeworfen, also einen faustischen Korruptionspakt. Der Begriff hat seinen Ursprung im „Faust“ von Goethe, dem ohnehin derart viele Redewendungen entstammen, dass man mit dem Zählen kaum nachkommt. Ein faustischer Pakt ist ein Pakt mit dem Teufel, bei Goethe also die Vereinbarung des Doktors Faust mit Mephisto; die französische Staatsanwaltschaft hat dem langjährigen Herrscher Libyens, Muammar al-Gaddafi, diese Rolle zugedacht. Ihn soll Sarkozy 2007, in seinem Präsidentschaftswahlkampf, um Geld angegangen haben. „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“, ist einer der vielen berühmten Sätze aus Goethes Tragödie; anders als der Streber Faust hat der Streber Sarkozy derlei derzeit nicht zu erwarten. Er wird den 13. Oktober fürchten, dann soll er erfahren, wann er die Haft antreten muss. Spätestens am Vortag dürfte Sarkozy denken: „Augenblick, verweile doch“, noch so ein Satz des Faust.
Nach der historischen Verurteilung des früheren Staatschefs zu fünf Jahren Gefängnis diskutiert das Land, ob das Urteil verhältnismäßig ist. Vor allem über die Zusatzklausel der sofortigen Vollstreckung.