Familienmonitor 2010:Mehr Kinder, weniger Arbeit

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Eine Familien-Studie zeigt, wie schwierig es hierzulande ist, Kinder und Beruf zu vereinen, weil die Arbeitszeiten zu unflexibel sind. Das ist bekannt. Neu ist hingegen, dass wieder mehr Deutsche Nachwuchs bekommen möchten.

Trotz Wirtschaftskrise und unsicherer Jobs wünschen sich wieder mehr Deutsche Kinder. Das geht aus dem "Monitor Familienleben 2010" hervor, den Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) und Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie in Allensbach, am Dienstag vorgestellt haben. Demnach hätten 52 Prozent der kinderlosen Deutschen gern Nachwuchs, das sind neun Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren.

Was Familien wollen, erklären Renate Köcher (li.) vom Institut für Demoskopie in Allensbach und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder anhand einer neuen Studie. (Foto: dpa)

Viele Deutsche, die schon Kinder haben, sehen sich allerdings in einer schwierigen Situation: Der Studie zufolge bemängeln 63 Prozent aller Menschen in Deutschland die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Eltern wünschen an die Arbeitszeiten angepasste Betreuungszeiten von Kindergärten und Schulen sowie eine stärkere finanzielle Förderung. 60 Prozent der Väter und 41 Prozent der Mütter würden zudem gern ihre Arbeitszeit reduzieren.

Ministerin will flexiblere Arbeitszeiten

Kristina Schröder hat die Unternehmen deshalb zu flexibleren Arbeitsmodellen aufgefordert, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erreichen. "Die Qualität der geleisteten Arbeit sollte wichtiger sein als die Präsenz eines Mitarbeiters", sagte sie. Dazu soll auch die Initiative "Flexible Arbeitszeiten" beitragen, die das Ministerium mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag in den kommenden Monaten startet. "Zeit ist die Leitwährung einer modernen Gesellschaftspolitik", sagte Schröder.

Um die eigenen Kinder zu betreuen, haben der Untersuchung zufolge 84 Prozent aller Mütter unter 45 Jahren schon einmal ihre Berufstätigkeit unterbrochen. Bei Vätern waren es lediglich zehn Prozent, was im Vergleich zu früher jedoch beachtlich sei, meinte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher.

Die Mehrheit der Deutschen glaubt indessen, dass Väter in Elternzeit nicht erwünscht sind und nach Angaben der Befragten sehen es viele Firmen nicht gerne, wenn Väter Elternzeit nehmen. Häufig entstünden ihnen dadurch berufliche Nachteile. Zudem müssten sich Familien in der Zeit, wenn der Vater pausiert, meist finanziell stark einschränken.

Pflege von Angehörigen ist für Berufstätige schwierig

Neben einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf rücke bei der Bevölkerung auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege immer mehr ins Blickfeld, sagte Schröder. Diese Vereinbarkeit beurteilen 74 Prozent der Berufstätigen, die einen Pflegefall erwarten, als schwierig.

Die Familienministerin plant daher die Einführung einer Familienpflegezeit. Demnach können Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit über eine Zeitraum von maximal zwei Jahren auf 50 Prozent reduzieren, aber weiterhin ein Gehalt von 75 Prozent beziehen. Zum Ausgleich müssen sie später für Dreiviertel des Gehalts wieder voll arbeiten, bis das Zeitkonto ausgeglichen ist.

Für den "Monitor Familienleben 2010" hat das Institut für Demoskopie Allensbach bereits zum dritten Mal die Entwicklung des Familienlebens in Deutschland repräsentativ untersucht. Dazu wurden im gesamten Bundesgebiet 1814 Menschen befragt, darunter 435 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren.

© Reuters/AFP/AP/sukl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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