Familienministerin Schröder:Im Schatten der großen Schwester

Ursula von der Leyen hat zwar das Familienministerium abgegeben, doch ihre Themen behalten. Kaum begehrt ihre Nachfolgerin Kristina Schröder auf, wird diese ruhig gestellt. Eigene politische Akzente kann Schröder so nicht setzen.

N. Fried

Es war im August 2010, als es zwischen Kristina Schröder und Ursula von der Leyen (beide CDU) zum ersten Mal vernehmlich rumpelte. Die Familienministerin Schröder hatte Einwände gegen die Pläne der Arbeitsministerin zur Bildungsförderung bei Kindern aus armen Familien. Von der Leyen reagierte so schnell, dass sie noch in dieselbe Ausgabe einer Sonntagszeitung, in der das Interview mit Schröder erschien, ihre eigene Stellungnahme platzierte.

Kabinettssitzung - Kristina Schröder

Und keiner weint ihr nach? Kristina Schröder muss sich sorgen, dass sie in der Babypause niemand - aus politischen Gründen - vermisst.

(Foto: dpa)

Schröder kuschte, weshalb sich kaum jemand erinnern dürfte, dass die Familienministerin in der Frage der Zuständigkeit für die Förderung genau die Position vertrat, zu der von der Leyen jetzt gezwungen wurde. Von der SPD.

Die damalige Auseinandersetzung gilt nicht als Beginn der Rivalität zwischen den beiden Politikerinnen, wohl aber als deren erste öffentliche Erscheinungsform. Die junge Familienministerin begehrte auf, wurde von der etablierten Kollegin in die Nähe der Inkompetenz gerückt und so ruhig gestellt.

Es war eine erste Lektion in Medienarbeit, der am vergangenen Wochenende die zweite folgte: Von Schröder ist bekannt, dass sie gegen eine gesetzliche Frauenquote in der Wirtschaft ist. Sie will einen Stufenplan, eine Pflicht zur Selbstverpflichtung, Stichtage, kurz: ziemlich kompliziertes Zeug, für das sich kaum jemand wirklich interessiert. Frau von der Leyen hingegen verbündete sich mit dem Spiegel und steht nun für die simple Forderung nach einer Quote, auch wenn sie diese selbst jahrelang nicht wollte.

Kristina Schröder, 33, studierte Soziologin, hat Mühe, politische Akzente zu setzen. Am ehesten gelang ihr das noch beim Thema Pflegezeit. Ihre Pläne für einen Freiwilligendienst hingegen stehen im Schatten der Bundeswehr-Reform und des Ministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Und für ihren moderaten Feminismus interessierte sich die Öffentlichkeit erst, als Alice Schwarzer sie angriff.

Mit Themen wie Deutschenfeindlichkeit an Schulen mit hohem Ausländeranteil oder auch ihrer neuen Bewilligungspraxis für Fördergelder zur Extremismusbekämpfung hat Schröder bislang Vorurteile jener bekräftigt, die sie auf dem konservativen Flügel verorten, obgleich sie sich schon praktischer mit diesen Themen beschäftigt hat als mancher ihrer Kritiker.

Schröder ist eine gewisse Hartnäckigkeit zu eigen. Zweimal zog sie, damals noch als Kristina Köhler, über die hessische Landesliste in den Bundestag ein, im dritten Anlauf endlich schlug sie 2009 in Wiesbaden ihre Gegenkandidatin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Ende November des selben Jahres wurde sie Familienministerin und geht seither als Nachfolgerin von der Leyens durch eine harte Schule. Der Etat des Ressorts ist klein und das meiste Geld schon verplant. Neben manchem Mitarbeiter versuchte von der Leyen auch ein paar Themen für sich zu behalten.

Beträchtliches öffentliches Augenmerk lag in Schröders ersten Monaten auf ihrem Privatleben: Im Februar 2010 heiratete sie den Staatssekretär im Innenministerium, Ole Schröder. Vor einigen Tagen verkündete sie ihre Schwangerschaft. Noch muss sie Sorge haben, dass sie in der Babypause aus politischen Gründen niemand vermisst.

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