Familienministerin Kristina Schröder:Watschenweib der Berliner Politik

Keiner anderen Ministerin schlägt so viel Häme entgegen wie Familienministerin Schröder. Sie kämpft gegen eine feste Frauenquote und für eine Sperrstunde für Jugendliche. Damit zeigt Schröder Mut - leider an den falschen Stellen.

Robert Roßmann, Berlin

Eigentlich müsste es Kristina Schröder ja ein Leichtes sein, ihre Klientel zu überzeugen. Die Frau ist erst 34. Sie ist Mutter. Und sie vereinbart Karriere und Familie auf moderne Weise: Der Mann ist nur Staatssekretär, sie mächtige Bundesministerin. Beste Voraussetzungen also, um als Ministerin für Jugend, Frauen und Familie zu reüssieren. Doch Schröder ist inzwischen so etwas wie - Pardon - das Watschenweib der Berliner Politik. Aufrufe zum Rücktritt finden binnen weniger Stunden Tausende Unterschriften. Wie konnte es so weit kommen?

Opposition attackiert Jugendschutzplaene des Familienministeriums

Bundesfamilienministerin Schröder hat sich mit ihren Vorschlägen für eine Ausgangssperre für Jugendliche und eine flexible Frauenquote nicht nur Freunde gemacht.

(Foto: dapd)

Schröder macht es sich mit ihren Positionen nicht einfach. Eine Frauenministerin, die gegen eine feste Frauenquote kämpft, hat wenig Freundinnen. Und mit ihrer Forderung nach einer abendlichen Sperrstunde für Jugendliche unter 16 Jahren hat Schröder auch nicht jeden Schüler glücklich gemacht. Doch im Kabinett Merkel gibt es jede Menge eigenartige und glücklose Minister. Keinem einzigen schlägt so viel Häme entgegen wie Schröder. Und niemand wird dabei so alleingelassen wie die junge Familienministerin.

Nun ist Schröders Ressort auch ein besonderes. Selbst die gestählte Kanzlerin weiß mit Entsetzen zu erzählen, welch harte Auseinandersetzungen sie als Frauenministerin erleben musste. Die Familien- und Frauenpolitik betrifft elementare Entscheidungen der Bürger. Sie stellt ganze Lebensentwürfe infrage - oder befördert sie. Entsprechend harsch sind die Reaktionen. Und entsprechend hart ist das Amt. Wer sich auf diesem Ministersessel bewährt, ist anschließend zu Größerem fähig. Angela Merkel oder Ursula von der Leyen haben das bewiesen. Wer hier scheitert, mit dem geht es auch später bergab. Von Claudia Nolte spricht heute niemand mehr.

Wer sich in diesem Amt bewährt, ist zu Großem fähig

Schröder scheint derzeit das Schicksal Claudia Noltes bevorzustehen. Dass dem so ist, daran ist die Ministerin nicht unschuldig: Schröder ist nicht smart genug, um Bündnisse zu schließen. Schröder verkämpft sich an den falschen Fronten. Und Schröder fehlt die dreiste Chuzpe ihrer Vorgängerin.

Die Frauen in der Unionsfraktion müssten eigentlich Seit an Seit mit der Ministerin schreiten. Doch Schröder hat die wichtigen Partnerinnen verprellt. Sie fühlen sich von der Ministerin zu wenig ernst genommen. Das gilt erst recht für die vielen Frauenorganisationen im Land. Vor allem aber fehlt es Schröder am Gespür dafür, wo und wann Härte geboten ist.

Mit Feministinnen führt Schröder beinahe brutale Auseinandersetzungen, in der eigenen Koalition gibt sie dagegen das Lamm. Die Ministerin ist keine große Freundin des Betreuungsgeldes. Aus Koalitionsräson meint sie jedoch, es brav umsetzen zu müssen.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zeigt im Streit um die Vorratsdatenspeicherung, was eine Ministerin alles verhindern kann. Und Ursula von der Leyen hat mit ihrem unabgesprochenen Vorstoß zum bundesweiten Krippenausbau gezeigt, wie viel eine Ministerin durchsetzen kann - wenn sie Mut hat. Aber den hat Schröder nur an den falschen Stellen.

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