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Falsche Angaben über Bosnien-Besuch:Clinton:"Ich habe mich geirrt"

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Zuerst erinnerte sie sich an Heckenschützen, nun hat Hillary Clinton ihre Meinung geändert: sie habe bei einem Besuch in Bosnien nicht unter "wirklichem Beschuss" gestanden. Obamas Wahlkämpfer reiben sich die Hände.

Mit einem Patzer im Wahlkampf hat sich US-Kandidatin Hillary Clinton heftiger Kritik ausgesetzt. Die Politikerin der Demokraten musste einräumen, in einer Rede falsche Angaben über einen Bosnien-Besuch im Jahr 1996 gemacht zu haben.

"Ich habe mich geirrt", gab sie in einem Interview mit der Zeitung Philadelphia Daily News zu. Die Senatorin hatte in der vergangenen Woche behauptet, Heckenschützen hätten sie bei ihrer Ankunft in der bosnischen Stadt Tuzla angegriffen.

Nun stellte Clinton klar, dass es keinen "wirklichen Beschuss" gegeben habe. Das Wahlkampfteam ihres innerparteilichen Gegenkandidaten Barack Obama warf Clinton vor, ihre Aussagen bewusst dramatisiert zu haben.

In US-Fernsehberichten waren Filmaufnahmen zu sehen, die Clintons Darstellung des Besuchs zu widerlegen schienen. Sie zeigten, wie die damalige First Lady in Tuzla freundlich auf dem Rollfeld empfangen wurde und wie ein achtjähriges Mädchen ein Gedicht vortrug.

Clinton hatte hingegen berichtet: "Ich erinnere mich, unter dem Feuer von Heckenschützen gelandet zu sein. Da sollte eine Art Begrüßungszeremonie am Flughafen stattfinden, aber wir sind nur mit eingezogenen Köpfen zu den Autos gerannt, um zum Stützpunkt zu fahren."

Wegen des offenkundigen Widersprüche waren in US-Medien Zweifel an Clintons Glaubwürdigkeit geäußert worden. Clinton und ihre Wahlkampfberater bemühten sich um Schadensbegrenzung. Ihre irrtümlichen Äußerungen seien nur ein "kleiner Pieps" im Wahlkampfgetöse, sagte Clinton.

Die Landung in Tuzla sei damals wegen des Risikos von Heckenschützen tatsächlich unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen erfolgt, stellte die Kandidatin klar. "Wir mussten unsere kugelsicheren Westen anlegen." Wenn durch ihre Äußerungen aber der Eindruck entstanden sei, dass tatsächlich geschossen wurde, sei dies unzutreffend.

Obamas Lager warf Clinton vor, durch die überbetriebene Darstellung ihre außenpolitische Erfahrung bewusst aufzubauschen. Obama-Sprecher Tommy Vietor sagte: "Wenn sie in einer vorbereiteten Rede falsche Behauptungen macht, dann ist dies kein Irrtum, sondern Irreführung."

Der Vorfall sei kein Einzelfall, sondern Teil eines "beunruhigenden Musters". Clintons Sprecher Howard Wolfson warf Obama vor, den Vorfall zu übertreiben. "Das Obama-Lager schiebt dieses Thema in den Vordergrund, weil es nichts Positives über seinen eigenen Kandidaten zu sagen weiß."

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