Nowitschok:May beschuldigt russischen Geheimdienst im Fall Skripal

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Großbritannien ersucht Moskau nicht, die beiden Männer auszuliefern, da russisches Recht die Auslieferung eigener Staatsbürger verbietet. (Foto: AP)
  • Im Fall Skripal hat die britische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen zwei Russen eingeleitet.
  • Alexander P. und Ruslan B. werde in Abwesenheit Verschwörung zum Mord, versuchter Mord und Einsatz des Nervengifts Nowitschok vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
  • Die Verdächtigen gehören laut Großbritanniens Premierministerin May dem russischen Militärgeheimdienst GRU an.

Die britische Staatsanwaltschaft hat im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia Ermittlungen gegen zwei Russen eingeleitet. Alexander P. und Ruslan B. würden in Abwesenheit Verschwörung zum Mord, versuchter Mord und Einsatz des Nervengifts Nowitschok vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Großbritannien werde Moskau aber nicht ersuchen, die beiden Männer auszuliefern, da russisches Recht die Auslieferung eigener Staatsbürger verbiete, sagte Staatsanwältin Sue Hemming. London beantragte aber einen Europäischen Haftbefehl. Nach Polizeiangaben flogen die beiden Verdächtigen im Alter von etwa 40 Jahren zwei Tage vor dem Giftanschlag auf die Skripals am 4. März mit russischen Pässen von Moskau in die britische Hauptstadt.

Großbritanniens Premierministerin Theresa May bekräftigte ihren Schuldvorwurf an Russland. May sagte, die beiden Hauptverdächtigen seien Angehörige des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Der Fall Skripal sei "fast sicher" nicht nur vom GRU, sondern von höchsten staatlichen Stellen in Russland in Auftrag gegeben worden. Die Aktivitäten des russischen Geheimdienstes seien "eine Bedrohung für alle unsere Verbündeten und alle unsere Bürger", so May.

Dem russischen Außenministerium sind nach eigenen Angaben die verdächtigen Männer nicht bekannt. "Die in den Medien veröffentlichten Namen und Bilder sagen uns nichts", sagte eine Ministeriumssprecherin. London solle nicht die Öffentlichkeit manipulieren, sondern bei der Aufklärung des Falls mit Russland kooperieren.

Die Skripals waren Anfang März bewusstlos auf einer Parkbank in Salisbury entdeckt worden. Sie waren mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden und entkamen nur knapp dem Tod. Der in der Sowjetunion entwickelte Kampfstoff Nowitschok war an der Haustür der Skripals angebracht worden, der größte Teil an der Türklinke. Giftspuren fanden sich auch an anderen Plätzen, an denen sich Vater und Tochter aufgehalten hatten.

Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise

Wenig später kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte ein Fläschchen gefunden, das er nach eigenen Angaben irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner Freundin schenkte. Sie soll sich mit der Flüssigkeit eingerieben haben - die dreifache Mutter starb acht Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

Die britische Regierung hatte sehr schnell nach dem Giftanschlag auf die Skripals den russischen Staat verdächtigt. Nur Russland habe die Mittel, die Möglichkeiten und das Motiv, um Skripal mit dem seltenen Kampfstoff anzugreifen. Präsident Wladimir Putin wies das als Lügenmärchen zurück.

Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Rund 25 Staaten sowie die Nato hatten als Konsequenz aus dem Fall insgesamt mehr als 140 russische Diplomaten des Landes verwiesen. Der Kreml reagierte mit der Ausweisung ähnlich vieler Diplomaten. Alleine die USA hatten 60 Russen zu "unerwünschten Personen" erklärt und Sanktionen gegen Russland verhängt.

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