Fall Klein:Genscher vermittelte in Iran

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Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher war nach Informationen der Süddeutschen Zeitung maßgeblich an der Freilassung des in Iran inhaftierten Deutschen Donald Klein beteiligt.

Nico Fried und Christoph Hickmann

Demnach hielt sich Genscher auf Einladung seines früheren Amtskollegen Ali Akbar Welajati am 5. und 6. März in Teheran auf. Welajati arbeitet heute als außenpolitischer Berater des geistlichen Führers Ayatollah Chamenei. Während seiner Reise, die eng mit dem Auswärtigen Amt abgestimmt war, überbrachte Genscher einen Brief von Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit dem Appell, Klein freizulassen.

Kurz vor der Entlassung hatte Steinmeier zudem in Genf Irans Außenminister Manuchehr Mottaki getroffen. Das Auswärtige Amt wollte die Informationen über Genschers Reise weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher bat um Verständnis, dass man in solchen Fällen zu Einzelheiten grundsätzlich keine Stellung nehme. In der FDP wurde lediglich bestätigt, dass Genscher sich Anfang März zu einem privaten Besuch im Iran aufgehalten habe.

Klein und der Franzose Stephane Lherbier waren am 29. November 2005 beim Hochsee-Angeln festgenommen und wegen illegalen Eindringens in iranische Hoheitsgewässer zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Lherbier war Ende Februar begnadigt worden, Klein am Montag. Der Freilassung des Franzosen war ein Besuch des früheren französischen Außenministers Roland Dumas vorausgegangen, der offenbar in Verbindung mit der Begnadigung Lherbiers stand.

Kleins Anwalt, der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Kübler, hob vor allem die Rolle von Bundespräsident Horst Köhler hervor. Dass Köhler sich persönlich mit einem Gnadengesuch an die iranische Führung gewandt habe, sei ,,ein sehr ungewöhnlich positives Verhalten'' und seiner Einschätzung nach mit ausschlaggebend für die Freilassung gewesen, sagte Kübler der SZ.

Köhler hatte sich bereits kurz vor Weihnachten direkt in den Fall eingeschaltet. Entscheidend für das Einlenken der Iraner sei offenbar gewesen, dass es Folgen für die diplomatischen Beziehungen haben könne, ,,wenn man ein Staatsoberhaupt einfach so brüskiert'', sagte Kübler.

Nach der vorzeitigen Freilassung aus der Haft soll Klein noch in dieser Woche nach Deutschland zurückkehren. ,,Der schwierigste Teil der Bemühungen liegt hinter uns'', sagte Außenminister Steinmeier in Berlin. ,,Wir erledigen jetzt die Ausreiseformalitäten.'' Laut Steinmeier befand sich Klein am Dienstag in der deutschen Botschaft in Teheran. Der 53-Jährige braucht aufgrund der langen Haft- und Aufenthaltsdauer im Iran ein Ausreisevisum.

Ob sich Klein nach seiner Rückkehr an die Öffentlichkeit wendet, ist nach Angaben seines Anwalts Kübler noch nicht entschieden. Dies wolle man ihm selbst überlassen, sagte er. Zunächst einmal stehe das Wiedersehen mit seiner Familie im rheinland-pfälzischen Lambsheim im Vordergrund. Kleins Frau habe mit ,,großer Freude'' auf die Nachricht von der Entlassung reagiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: ,,Ich freue mich außerordentlich, dass es gelungen ist, dass Klein wieder nach Deutschland kommt.'' Sie wünsche sich, dass er rasch zurückkehren könne ,,und wieder ein glückliches Familienleben führen kann''.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) betonte in Mainz, es habe für die Entlassung keine Gegenleistungen gegeben: ,,Deutschland hat sich nicht unter Druck setzen lassen.''

Sämtliche Bemühungen seien ,,seriös'' gewesen. Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen habe es immer wieder die Hoffnung auf Entlassung gegeben, bevor stets neue Probleme entstanden seien, sagte Beck. Er sei ,,sehr erleichtert''. Seiner Einschätzung nach könne nur das derzeit in Iran gefeierte Neujahrsfest zu geringfügigen Verzögerungen bei der Rückkehr Kleins führen.

Auch in Kleins Heimatort gab es Erleichterung über die Freilassung des 53 Jahre alten Steinmetzes. Der Lambsheimer Bürgermeister Erich Eisenbarth kündigte einen ,,gebührenden Empfang'' für Klein an, allerdings erst zu einem Zeitpunkt, an dem dieser dafür bereit sei.

© SZ vom 14.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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