Fall Khashoggi:Türkei erlässt Haftbefehle gegen hochrangige Saudis

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  • Den beiden Männern wird vorgeworfen, in die Tötung des Journalisten Khashoggi verwickelt zu sein.
  • Sie halten sich allerdings in Saudi-Arabien auf.
  • In Washington stellen sich führende republikanische Senatoren gegen US-Präsident Trump.

Der Istanbuler Generalstaatsanwalt hat im Fall des getöteten saudischen Regierungskritikers Jamal Khashoggi Haftbefehle für zwei hochrangige saudische Beamte ausgestellt.

Einer von beiden sei Saud al-Kahtani, einer der engsten Berater von Kronprinz Mohammed bin Salman, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Nach offiziellen Angaben ist er mittlerweile aus seiner Funktion entlassen worden. Der andere Haftbefehl erging demnach gegen den ehemaligen Vizechef des Geheimdienstes, Ahmed al-Asiri. Beide halten sich in Saudi-Arabien auf. Sprecher des Generalstaatsanwalts wollten die Haftbefehle nicht unmittelbar bestätigen.

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Es sei "ganz falsch", dass sein Land sich wiederholt anhören müsse, was Rechtsstaatlichkeit sei. In den Fällen von inhaftierten Deutschen rechtfertigt der Minister das Vorgehen der türkischen Justiz.

Von Luisa Seeling und Christiane Schlötzer

Khashoggi war Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden. Die türkischen Behörden machen ein aus Saudi-Arabien angereistes Mordkommando dafür verantwortlich. Der saudische Kronprinz wird verdächtigt, die Tat in Auftrag gegeben oder zumindest von ihr gewusst zu haben.

In den USA mehren sich in dem Fall die kritischen Stimmen gegen US-Präsident Donald Trump, der erklärtermaßen das enge wirtschaftliche Verhältnis zu Saudi-Arabien durch Anschuldigungen nicht gefährden will. Zwei mächtige Senatoren zeigten sich nach einem Briefing durch CIA-Chefin Gina Haspel hingegen überzeugt von einer Verwicklung des saudischen Kronprinzen in die Tat. Die beiden Republikaner Bon Corker - der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses - und Lindsey Graham stellten sich danach gegen Trump. Graham sagte mit Blick auf den verkürzt MbS genannten Kronprinzen: "Ich denke, dass er verrückt ist, ich denke, dass er gefährlich ist, und er hat die Beziehung gefährdet."

Corker und Graham stellen sich gegen Trump

Corker sagte: "Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass der Kronprinz - MbS - die Tötung angeordnet hat, die Tötung überwacht hat, genau wusste, was passierte, und es vorab geplant hat. Wenn er vor einer Jury wäre, würde er innerhalb von 30 Minuten schuldig gesprochen." Graham - in anderen Punkten ein Verbündeter von Präsident Trump - sagte: "Es gibt null Möglichkeiten - null -, dass das in so einer organisierten Art passiert ist ohne den Kronprinzen." Der Senator fügte hinzu: "Ich denke, dass er an der Ermordung von Herrn Khashoggi auf der höchstmöglichen Ebene beteiligt war." Graham kündigte an, keine Waffenverkäufe an Saudi-Arabien mehr zu unterstützen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden sind.

Trump hat mehrfach deutlich gemacht, dass er eine Mitschuld des Kronzprinzen nicht für erwiesen hält und die Partnerschaft sowie die Geschäfte mit Saudi-Arabien nicht riskieren möchte. US-Außenminister Mike Pompeo hatte Bin Salman am Samstag erneut in Schutz genommen. "Ich habe alle Geheimdienstinformationen gelesen, die im Besitz der Regierung der Vereinigten Staaten sind" sagte er. "Es gibt keinen direkten Beweis, der ihn mit dem Mord an Jamal Khashoggi verbindet."

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