Italien hat seinen Botschafter aus Ägypten zurückgerufen. Hintergrund ist der ungeklärte Todesfall eines italienischen Studenten Giulio Regeni. Der 28-Jährige wurde im Januar in Kairo mit Folterspuren tot aufgefunden. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind wegen der stockenden Aufklärung des Falls seit Wochen angespannt.
Das italienische Außenministerium teilte mit, Ressortchef Paolo Gentiloni habe den Fall zwei Tage lang mit ägyptischen Ermittlern und italienischen Staatsanwälten erörtert. Offenbar war das Ergebnis des Treffens nicht zufriedenstellend. Danach habe Gentiloni die Entscheidung getroffen, den Botschafter aus Kairo zurück nach Rom zu bitten.

Spuren von Folter:Ermordeter Doktorand - Italien stellt Ägypten Ultimatum
Giulio Regeni wurde tot in Kairo aufgefunden, schwer misshandelt. Steckt der ägyptische Sicherheitsapparat dahinter? Jetzt macht Rom Druck, die Wahrheit herauszufinden.
Italienische Spitzenpolitiker hatten Ägypten bereits im Vorfeld des Treffens mit scharfen Maßnahmen gedroht, sollte der Tod des 28-Jährigen weiterhin nicht vollständig aufgeklärt werden. Gemeinsam mit Botschafter Maurizio Massari wollen die Behörden über das weitere Vorgehen beraten.
Zufälliges Opfer einer Bande?
Giulio Regeni war am 25. Januar in Kairo verschwunden. Neun Tage später wurde seine Leiche gefunden. Sein Körper wies Zeichen schwerster Misshandlungen auf, darunter ausgerissene Finger- und Fußnägel und abgeschnittene Ohren.
Die Regierung in Kairo hatte erklärt, Regeni sei einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. In Italien gibt es erhebliche Zweifel an dieser Version, denn Zeugen hatten von einer Festnahme Regenis durch ägyptische Sicherheitskräfte berichtet. Eine Verwicklung hatte Ägypten stets bestritten.