Fahnenflucht bei Assad-Truppen:Syrischer Kampfpilot setzt sich ab

Erstmals seit 15 Monaten ist ein syrischer Kampfpilot desertiert und hat sich nach Jordanien abgesetzt - samt einem Flugzeug des Typs "MiG-21". Der Mann hat in Jordanien politisches Asyl beantragt, teilte Amman mit. Indes soll Syriens Präsident Baschar al-Assad freies Geleit für eine Syrien-Konferenz in der Schweiz bekommen.

Ein syrischer Kampfpilot ist am Donnerstag desertiert und hat nach der Landung in Jordanien politisches Asyl beantragt. Nach Angaben von Oppositionellen handelte es sich um den ersten Fall in dem seit etwa 15 Monaten dauernden Konflikt, dass sich ein Pilot mitsamt seines Flugzeugs ins Ausland absetzte.

Syrien Aufständische

Aufständische tragen in der Nähe von Homs einen Verletzten aus einem Wagen. 

(Foto: AFP)

Das Flugzeug vom Typ MiG-21 landete nach Angaben jordanischer Sicherheitsbehörden am Donnerstagmorgen auf dem Militärflughafen "König Hussein", rund 80 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Amman. Das syrische Staatsfernsehen meldete, der Kontakt zu dem Flugzeug sei während eines Trainingsfluges nahe der Grenze mit Jordanien abgebrochen.

In Syrien tobt ein Bürgerkrieg, in dessen Verlauf immer wieder Soldaten desertierten. Viele haben sich in der Freien Syrischen Armee zusammengeschlossen und kämpfen gegen die Regierungstruppen. Trotz internationaler Bemühungen reißt die Gewalt in dem Land nicht ab. So setzte die Armee Donnerstag den Beschuss der Stadt Homs Einwohnern zufolge trotz einer Einigung auf eine Feuerpause fort. Zuvor hatte das Rote Kreuz erklärt, Regierungstruppen und Aufständische hätten einer vorübergehenden Waffenruhe zugestimmt, damit die Hilfsorganisation Hunderte Bewohner in Sicherheit bringen könne. In Homs waren zuletzt etwa tausend Familien von jeder Versorgung abgeschnitten.

Auch die Ortschaft Inchil im Süden des Landes sei mit Granaten von den Regierungstruppen beschossen worden, berichteten Aktivisten des örtlichen Koordinationskomitees. Dabei seien mindestens 13 Menschen getötet worden.

Treffen in Genf

Indes kündigte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, das erste Treffen der von UN-Vermittler Kofi Annan ins Leben gerufenen Syrien-Kontaktgruppe für das kommende Wochenende in Genf an. An dem Treffen würden sich "alle fünf Großmächte sowie Vertreter internationaler und regionaler Organisationen" beteiligten, sagte al-Arabi. Darunter auch Russland. Laut einem Bericht des Guardian beharre der russische Präsident Wladimir Putin nicht mehr auf dem Machterhalt Assads.

Bei einem Gespräch mit Premierminister David Cameron und US-Präsident Barack Obama habe Putin seine Unterstützung signalisiert. Russland galt neben China und dem Iran bislang als wichtigster Partner des von Oppositionellen und Rebellen bedrängten syrischen Regim

Spekulationen über freies Geleit für Assad

Nach Berichten britischer Zeitungen schmieden zugleich die USA und Großbritannien einen Plan, wonach Syriens Präsident Baschar al-Assad freies Geleit zu dem Treffen in der Schweiz gewährt werden soll.

Es sei nun an der Zeit für einen Versuch, einen Transformationsprozess auszuhandeln, berichten die Blätter unter Berufung auf britische Diplomaten. "Es ist schwerlich zu erkennen, dass wir eine Verhandlungslösung erreichen, in der einer der Beteiligten freiwillig zustimmt, zum Internationalen Gerichtshof zu gehen", wird ein Diplomat vom Daily Telegraph zitiert.

Die Arabische Liga will zudem Anfang Juli in Kairo ein Treffen syrischer Oppositioneller mit dem Ziel organisieren, die Differenzen zwischen den verschiedenen Fraktionen beizulegen. Dies hatte die Türkei bereits mehrfach versucht, allerdings bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

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